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Stilbruch

Wie wir auf die Idee kamen, in der Revaler Straße nahe der Baustelle des schon seit 2011 und noch immer modernisierten S-Bahnhofs Warschauer Straße zu essen, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. Aber eine schlechte Wahl war das nicht, denn mittlerweile reiht sich in der Straße ein Lokal an das nächste, vermutlich auch wegen der vielen Touristen in der Gegend. Generell kennzeichnet das Kiez eine meist lauffreudige Menschenmenge und viele verschiedene Küchen zur Auswahl.

Unsere Wahl fiel auf das „Stilbruch“, direkt gegenüber vom RAW-Gelände. Wir1 kannten es zuvor noch nicht und waren entsprechend neugierig. Der Besuch begann allerdings mit einer vermutlich durch Koffeinmangel ausgelösten Fehlbestellung:

tee

Zum Frühstück auch mal Tee: „Vita Orange“ für 2,20 €.

Offengestanden ist 46halbe bei Tee in Art und Zubereitung wählerisch, weswegen sie fast nie auswärts einen bestellt – schon gar nicht im „Stilbruch“, was ja ein explizites Kaffee-Lokal mit eigener Rösterei ist. Aber sie hielt „Vita Orange“ bei der Bestellung für ein Kaltgetränk und nicht für einen heißen Früchtetee, weswegen sie ihn nun ungewollt bekam.

Da man die Getränke, die Nahrung (und das Besteck) jeweils einzeln bestellen, sofort bezahlen und selber mitnehmen muss, fiel der Missgriff auch gleich auf. Aber allzu sehr bereut hat sie die Fehlbestellung nicht, denn der Tee schmeckte durchaus genießbar und recht fruchtig. Ansehnlich war er auch, denn das satte Rot schwebte ja dank Self-Service erst nach eigenem Zutun aus dem feinmaschig pyramidenförmigen Stoffbeutelchen. Wie die Maulaffen schauten wir beide für ein paar Sekunden gebannt auf die Muster, die man sonst nur aus Simulation von Schwarmintelligenz oder Musikvisualisierungssoftware kennt.

Aber wichtiger als Getränke war das Aussuchen der hoffentlich auf gesetzestreue Weise zustandegekommenen Gerichte, schließlich ist das hier ein Frühstücksblog. Und um es gleich zu sagen: Das Essen war hervorragend und half uns locker über die etwas instagramige Atmosphäre mit Shabby-Chic-Tischchen und freischwebenden Retroglühbirnen im „Stilbruch“ hinweg.

Während wir auf das Essen warteten, begann leider ein äquidistantes piependes Geräusch, offenbar von einer Maschine, die Beachtung einforderte. Leider beendete für lange Zeit niemand vom Personal das nervige Piepsen und niemand bemerkte auch das fragende Umherschauen der Gäste. Aber wie das so ist: Wenn etwas Unangenehmes aufhört, vergisst man es recht schnell. Vermutlich nur wegen unserer Mitschriften erinnern wir uns noch daran.

Ohne viel Umschweife entschied sich Benks aus der nicht allzu umfänglichen Karte des „Stilbruch“ für ein vegetarisches Frühstück:

fruehstueck

Vegetarische Platte für 8,90 € nebst Hafer-Macchiato (Preis nicht notiert).

Das Frühstück wurde mit Muße genossen. Benks ist sowohl bei Couscous als auch vor allem bei Aubergine eher skeptisch – da könnte man viel falsch machen. Hier war aber Feuchtigkeitsgrad, Öligkeit und Bissfeste richtig dosiert. Mit den verschiedenen Cremes und Pasten wurde nicht nur das dunkle, sondern auch das für sich genommen etwas Larifari wirkende Weißbrot zum mundenden Happen.

Der Hafer-Macchiato löste ein wohlwollendes Nicken bei Benks aus.

brotkorb

Der Brotkorb im „Stilbruch“.

Auch die Wahl von 46halbe stellte sich als äußerst wohlschmeckend heraus:

fruehstueck revaler

Revaler-Frühstück für 7,90 €.

Geliefert wurde ein Vollkorn-Sauerteigbrot, das nach eigenen Angaben aus Dänemark stammen soll. Darauf war „Pulled Turkey“, also gebackenes und dann zerrupftes Truthahnfleisch (oder in Deutschland auch Pute), außerdem Speck, Avocado und Rucola. Dazu würzte ein Honig-Senf-Dressing, was das Ganze gut abrundete.

Während wir aßen, brach der Nachmittag an, was den Laden sichtbar leerer werden ließ. Im „Stilbruch“ muss man übrigens erstmal im Portemonnaie wühlen, ob man auch genug Bares dabei hat. Denn Karten werden hier nicht akzeptiert. Da man aber ohnehin mangels Bedienung zum Tresen läuft und bestellt und sofort Stück für Stück bezahlt, kann einem auch das Hartgeld nicht ausgehen, schlicht weil man dann nichts bestellen kann.

Zum Frühstück im „Stilbruch“ musste dann noch ein Klassiker her, der regelmäßig bestellt wird:

o-saft

Frischgepresster Orangensaft (0,2 l) für 3,10 €.

Die meisten Gäste drängten sich bei schönem Wetter zum Teil nur im Nicki bekleidet draußen an den Tischen, so dass drinnen entspannt ein Platz zu finden war. Zusätzlich gab es im Inneren noch eine Reihe Computer-Plätze, an denen man etwas abgetrennt vom Hauptraum allein sitzen konnte. Die Plätze waren aber an diesem Tag meist leer, obwohl sie vermutlich ansonsten gern genutzt werden, da sie so angeordnet sind, dass die Bildschirme uneinsehbar bleiben. Sie eignen sich auch für stillende Mütter, weil man dort ein Weilchen in Ruhe und abseits sein Baby füttern kann. Auch für Telefonate ohne viele Mithörer ist die etwas abgetrennte Räumlichkeit geeignet. Allerdings muss man dafür den Anblick eines Kunstrasens an der Wand hinnehmen.

Bei den koffeinhaltigen Getränken blieb 46halbe beim Klassiker und gönnte sich noch einen Flat White:

getraenke, warm: flat white

Flat White für 3,10 €.

Die „TTL“ (time to latte) von der Bestellung bis zum Abholen des Kaffees war jeweils nur wenige Minuten.

Hingehen sollten alle, die damit leben können, für ihre Bestellung immer wieder den Tisch zu verlassen und auch mal in der Schlange zu stehen, und die eine Portion Hipster für einen guten Kaffee einfach wegstecken.

Stilbruch (Blick von außen)

Revaler Straße 9, 10245 Berlin
Tel. (030) 25 20 40 80

Webseite

  1. Diesmal waren 46halbe und Benks als Tester unterwegs. []

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Filed under À la carte, Friedrichshain, keine Kreditkartenzahlung

1990

Wir1 hatten uns in der Nähe des Boxhagener Platzes verabredet, ohne daran zu denken, dass es wegen des Flohmarktes ziemlich voll sein würde. Das durchkreuzte unsere Pläne und führte uns diesmal zum Frühstücken in ein veganes Restaurant, das zu Beginn noch verdächtig leer war.

Wir waren gar nicht auf der Suche nach veganem Essen, wir wollten eigentlich ein gegenüberliegendes Hipster-Lokal mit teurem Kaffee besuchen. Doch das war völlig überlaufen, weswegen wir zufällig das gerade aufmachende „1990“ betraten. Wir waren die ersten Gäste und hatten keine Ahnung, was uns erwarten würde.

1990, aussen

Der Blick von außen auf das „1990“ beim Verlassen, inzwischen gut gefüllt.

Bei hohen Temperaturen draußen dürstete es uns nicht nur nach Kaffee, sondern auch nach Frischem:

getraenk monkey king

„Monkey King“, 4,20 €.

So landete ein erster Trunk bei uns. Das Getränk war aus unerklärlichen Gründen als „Monkey King“ in der Karte verzeichnet, was 46halbe aber nicht gänzlich abschreckte. Es bestand aus Avocado, Kokosmilch und Ananassaft in einer gut abgeschmeckten Mischung.

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Bedienung im „1990“ war die gesamte Zeit sehr entgegenkommend und serviler als gewöhnlich in Berlin, aber dabei nicht aufgesetzt freundlich, sondern einfach nett und aufmerksam. Der beim Eintreten etwas unangenehm auffallende Geruch wie nach einer Grundreinigung eines Backfischaquariums verflog und wich schnell den duftenden Speisen.

Wir inspizierten die Karte, während uns eine kaum ins Ohr dringende, aber dennoch recht laute Musik umhüllte, die sak aber mit seinem funktionierenden Offline-Spam-Filter erfolgreich ignorieren konnte. Die „Dragon Roll“ fiel 46halbe sofort ins Auge und wurde umgehend auf dem Bestellzettel angekreuzt.

Ja, Bestellzettel. Wo kämen wir da hin, wenn wir einfach frei Schnauze bestellten! Selbst bei den bisher drei, vier Leuten im Lokal mussten wir eben ankreuzen. Aber es füllte sich recht schnell, sämtliche Schatten- und Fensterplätze waren am Ende belegt, insofern scheint das Kumulieren und Panaschieren durchaus einen Sinn zu haben.

Der Secret Garden (3,50 €) sollte es für sak sein, dazu ein Cha ca (schon wegen des Ausspruchs Tschakka, ebenfalls 3,50 €). Als das Essen wenig später kam, staunten wir nicht schlecht beim Anblick:

ueberblick nahrung

Die Hauptspeisen im Überblick.

Der schmackhafte Mango-Salat mit Erdnüssen (3,50 Euro) mundete 46halbe vorzüglich. Er stand in der Karte sowohl als „Be Happy“ als auch als „Goi Xoai“, was eventuell schlicht die Übersetzung sein könnte. Positiv fiel auf, dass er gut gewürzt, aber eben nicht überwürzt war. Auch die „Dragon Roll“ von 46halbe stellte sich als wohlschmeckend heraus, allerdings verzichtete sie auf das Kosten der Soße. Nicht jeder mag es schließlich zum Frühstück scharf.

sak konnte beim Ausprobieren nicht an sich halten und stieß bei jedem ersten Bissen ein erfreutes „Mhmhmmh!“ aus. Das hat man auch nicht jeden Tag beim Frühstücken. :}

Die arme Avocado steht ja unter Hipsterverdacht, aber hier passte sie ganz wunderbar zum Salat, quasi als festes Salatdressing, ganz ausgezeichnet. Es fehlte lediglich etwas Knuspriges im Salat. Außerdem war es nicht möglich, die mit Tofu gefüllten Algenblätter abzubeißen, man musste sie wie eine Tofu-Wachtel im Ganzen verschlingen. Der Tofu war ausgezeichnet in Geschmack und Konsistenz, leicht mit Chili und Röstzwiebeln gewürzt, wunderbar aufeinander abgestimmt.

Dazu kam als Getränk für ihn ein „Power Boost“, der aus frischem Grapefruitsaft, Ingwer, Bananen und Chiasamen bestand. sak mutmaßte, dass die durch das Trinken erwünschte Kraftbetankung von letzterem rühren könnte. Und ohne zusätzliches Koffeinhaltiges hielten wir es natürlich auch nicht aus:

kaffee und power boost

„Power Boost“ (Mitte), 4,20 €, Vietnamesischer „Ice Cafe“ mit einem Glas Eis, 3,80 €.

Das in der Rechnung als „Ice Cafe“ verzeichnete Getränk war zum Selbermachen: Neben den in Berlin mittlerweile vielfach angebotenen vietnamesischen Kaffee wurde einfach ein Glas mit viel Eis gestellt, in das der Kaffee nach dem Durchlauf gegossen werden sollte. Das sah dann recht ansprechend aus und schmeckte erheblich besser als erwartet. Der Kaffee war auch kälter als angenommen.

Ice Cafe fertig angeruehrt

Der vietnamesische „Ice Cafe“ ist fertig.

Wir zahlten am Ende die insgesamt 37,60 Euro (ohne Trinkgeld) ohne jegliches Murren, müssen aber zugeben, dass darin noch mehrere weitere der vietnamesischen „Ice Cafe“-Varianten enthalten waren.

Wer sich übrigens fragt, warum das Lokal „1990“ heißt: Es ist das Eröffnungsjahr. Und angesichts von fast dreißig Jahren ist es bedauerlich, dass wir es nicht schon eher entdeckt haben.

Hingehen sollten alle, die direkt am Boxhagener Platz schmackhaftes Essen suchen, vegane Küche mögen oder statt Bückling oder Schnitzel mal Neues ausprobieren wollen oder die vielleicht nur die Begleitung eines Flohmarktbegeisterten sind und sich das dufte Einkaufstreiben von der anderen Straßenseite ansehen wollen.

1990
Krossener Straße 19, 10245 Berlin
Tel. (030) 856 147 61
Webseite

  1. Diesmal waren 46halbe und sak als Testesser zusammen unterwegs. []

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Filed under À la carte, Friedrichshain, Nicht wirklich Frühstück

Bistro Bardot

Wir1 hatten beim Frühstückstest diesmal nur eine Priorität, die in Berlin nicht alle Tage vorkommt, aber doch immer häufiger: Wir suchten ein klimatisiertes Lokal. Das Thermometer war auf über dreißig, ja bis an die vierzig Grad geklettert, so dass wir nach weniger Hitze lechzten. Uns beim Essen runterkühlen zu lassen, erschien uns als gute Idee und weckte unsere Lust auf Heißgetränke:

1 Americano, klein

Das erste Getränk im „Bistro Bardot“, im Preis enthalten: Americano.

Der von xkey bestellte Americano könnte im „Bistro Bardot“ ein echter Kassenschlager sein, stellte er sich doch geschmacklich als gut heraus. Vielleicht waren wir aber auch nur gutgelaunt ob der Klimatisierung, denn tatsächlich war es im „Bistro Bardot“ angenehm kühl. Dass wir das von vorneherein wussten, hängt damit zusammen, dass wir in der Nacht zuvor wegen der Klimaanlage angerufen hatten. Aufgrund der zugehörigen Hotel-Rezeption ging um elf Uhr nachts noch jemand ans Telefon und bestätigte die Kühlung. :}

Wir bekamen im „Bistro Bardot“ ein Buffet angeboten, das im Preis auch schon die Getränke enthalten sollte. Bevor wir zu den angebotenen Speisen kommen, müssen wir wohl zugeben, dass wir im Grunde Lust auf etwas Fleisch gehabt hätten. Explizit gesucht hatten wir also nicht nach einem vegetarischen oder veganen Plätzchen. Aber es gibt für alles bekanntlich ein erstes Mal, so auch für vegane Currywurst:

veganes ruehrei

Brunchbuffet für 24,50 €, mit veganem Rührei und veganer Currywurst.

Doch nicht nur die vegane Currywurst kostete 46halbe erstmalig, auch das eilose Rührei hatte sie zuvor noch nie auf dem Teller. Leider waren darin die offenbar unvermeidlichen Tomaten eingerührt. Beides ließ sie aber ein wenig ratlos zurück, da außer der stark gewürzten Currysoße für die Speisen nur das Prädikat geschmacksarm vergeben werden konnte. Warum das Bistro2 auf dem vegetarischen Buffet quasi eine Fake-Wurst offeriert, blieb unklar.

Ob vegane Currywurst gesund ist? Wissen wir auch nicht, kam uns aber so vor.

Unklar blieb auch, was bei den Getränken im Preis enthalten war und was nicht. Wir bezahlten für den bestellten Orangensaft (0,2 l) beispielsweise 2,80 Euro, der später bestellte Apfelsaft war jedoch im Buffetpreis mit drin und tauchte entsprechend nicht auf der Rechnung auf.

Ansonsten war das Lokal trotz angenehmer Kühle leer, wir waren die einzigen Gäste:

innenraum

Blick in den leeren Innenraum, das u-förmige Buffet befand sich links neben den Personen.

Andere Gäste gesellten sich übrigens in der gesamten Zeit nicht zu uns, wir hatten das Buffet fast vollständig für uns allein. Ab und an labten sich nur einige Leute, die auf uns wie Hotelangestellte wirkten, am Buffet. Denn das Bistro gehört zu einem großen, noch ziemlich neuen Hotelbetrieb, der an der Boxhagener Ecke Holteistraße gebaut wurde.

Wir konnten immerhin vermeintliche Hotelgäste im draußen gelegenen Hinterhof vernehmen, die dort rauchten und telefonierten. Aufgrund der mittäglichen Zeit und den anderen Verpflichtungen von 46halbe, versagte es sich xkey, ein Junggesellenfrühstück zu bestellen, auch weil es dies wohl gar nicht gegeben hätte.

latte

Latte Macchiato: im Preis enthalten.

Natürlich haben wir als Referenzgetränk auch den üblichen Latte Macchiato getestet und für durchschnittlich gut eingeschätzt. Etwas weniger gut war allerdings, dass trotz des leeren Lokals kaum jemand mal vorbeischaute, um die leeren Teller oder Tassen abzuräumen. Einzig das Bringen der Getränke funktionierte fast immer sehr schnell. Ansonsten war die Bedienung leider eher träge.

Die Ausstattung und die Optik im „Bistro Bardot“ richtete sich offenkundig eher an grüne Touristen mit Hang zu gesunder Ernährung als an Einheimische mit Kohldampf. Selbst das den Gästen zur Lektüre angebotene Greenpeace-Magazin fehlte nicht auf den Tischen und wirkte dort fast wie ein Klischee, genauso wie einige der dargebotenen Speisen:

auflauf an kartoffel und lauch

Auflauf (mit etwas rohem Gemüse) vom Buffet des „Bistro Bardot“.

Als Favorit von 46halbe entpuppte sich der mit Käse überbackene Kartoffel-Lauch-Auflauf, wobei es sich vermutlich nicht um wirklichen Käse aus Milch handelte. Das hausgebackene Brot3 dazu konnte man sich direkt vom Laib abschneiden und war entsprechend frisch.

auflauf

Und schon wieder der Kartoffel-Lauch-Auflauf mit Brot, im Preis enthalten.

Mit großer Freude berichtete 46halbe, dass im Preis der Kopfpauschale für das sonntägliche Brunchbuffet sogar einen Linsensalat dabei war. Nach dem Kosten stellte sich aber heraus, dass zwar die Linsen gut schmeckten, die Kartoffeln im Salat aber zu kurz gekocht worden waren.

auflauf+linsen

Im Vordergrund der Kartoffel-Linsensalat, im Preis enthalten.

Zwischendrin gönnten wir uns noch etwas Koffeinnachschub in Form eines Cappuccinos. Im Verborgenen blieb, ob das Getränk tatsächlich mit Milch zubereitet war. Da wir in einem rein vegetarisch-veganem Restaurant saßen, müsste es ein Milchersatz gewesen sein. Geschmacklich aber votierte 46halbe dafür, dass es Milch war.

cappuccino

Der Cappuccino im „Bistro Bardot“ kostet sonst 2,90 €, war im Buffetpreis aber ebenfalls enthalten.

Dazu genossen wir außerdem Croissants, die uns mundeten und sehr frisch schmeckten. Wir probierten dazu die Schoko-Creme, die definitiv nicht Nutella hieß, sondern mit dunklerer Schokolade gemacht war. Verschiedene Marmeladen, Pflaumenmus und Honig kombinierten wir außerdem zu den Croissants, was dem Essen einen vorzüglichen Abschluss gab.

croissant

Das Buffet im „Bistro Bardot“ bot auch Süßes, im Preis enthalten.

Nur einmal kehrten wir dann noch zum Buffet zurück. Das erwies sich als unsere beste Idee, denn die zuletzt genossene rote Grütze war schlicht köstlich. Sie war definitiv an diesem Morgen gerade frisch gemacht worden und hatte nur einen Nachteil: Sie passte wegen eintretender Sättigung nur noch in kleinen Mengen in uns hinein.

Für 54,60 € (ohne Trinkgeld) gingen wir nicht unzufrieden, aber auch nicht jauchzend aus dem Lokal. Die leise Musik, die ein bisschen Lounge-artig rüberkam, hatte uns angenehm eingelullt, aber so ganz überzeugen konnte uns das Essen dann doch nicht.

Hingehen sollten alle, denen an heißen Tagen kalte Luft, überdurchschnittlich viel Ruhe, gesunde Ernährung und leise Hintergrundmusik am Herzen liegt.

Bistro Bardot
Boxhagener Straße 83, 10245 Berlin
Telefon: 030 / 69 20 97 08-2
bistrobardot.de

  1. Es trafen sich zum Frühstück: 46halbe und xkey. []
  2. Eigenbezeichnung: Bio Deli. []
  3. Laut Website. []

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Filed under Brunchbuffet, Friedrichshain

Alte Turnhalle

Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit wollten wir1 uns an diesem Frühstückstag an einem veganen Buffet laben. Leider machte uns eine fehlende Reservierung einen Strich durch die Rechnung, so dass wir uns in der Nähe von Ostkreuz zu Fuß auf die Pirsch nach dem perfekten Frühstück begaben.

Wir landeten in einem Lokal, das wir bereits kannten, aber noch nie blogseitig getestet hatten. Dort wurde uns ein Buffet offeriert, das man am Sonntag Berlin-typisch bis 15 Uhr genießen kann. Von der Suche schon sichtlich ausgedörrt, orderten wir zunächst die koffeinhaltigen Getränke:

getraenke in der turnhalle

Die ersten Getränke: Cafe Latte: 3,90 €, Cappuccino: 2,80 €, florale Deko: kostenlos.

Die „Turnhalle“ heißt nicht nur so, sondern war tatsächlich mal eine. An einem Ende der Halle waren die kalten und warmen Speisen u-förmig aufgebaut, der Rest des großen Raumes stand voller Tische und Stühle.

Wir wussten ungefähr, was uns erwartet, da wir die „Turnhalle“ schon mehrfach besucht hatten. Also delektierten wir uns in mehreren Gängen am Speisenangebot:

auswahl turnhalle

Alle Speisen im Preis enthalten.

Steht der Sinn nach Reis, nach gebratenem Speck oder nach Mozzarella? Soll es eine Käseplatte sein oder gegrillte Champignons? All das und mehr haben wir erblickt auf der langen Tischreihe, auf der die Speisen angeboten wurden. Wir konnten längst nicht alles kosten, aber wir haben es versucht:

fruehstuecken vom buffet

Der Frühstücknachschub: Reis, Kartoffelauflauf, Gemüse, Schweinebraten. Pro Person lag der Brunchbuffet-Preis bei 16,90 €.

Die Auswahl der Speisen war enorm vielfältig: von Lasagne über Humus zu Würstchen bis Kartoffelauflauf. Nicht viel erinnerte an Frühstück, aber das störte uns nicht im Geringsten. Wir angelten uns einfach im Dauerlauf die gebratenen Paprika, Couscous und ein paar Gürkchen. Danach passte auch noch der Schweinebraten und die Lachsspießchen rein:

spiesschen und Schweinebraten

Die Spießchen an Schweinebraten: im Preis enthalten.

Auffällig war für uns ansonsten die für eine Turnhalle erstaunlich gemütliche Atmosphäre und die überaus freundliche Bedienung. Sie hatte wegen des Buffets natürlich keinen übermäßigen Stress mit uns, aber sie war zu jeder Zeit auskunftsfreudig, humorvoll und gutgelaunt. Sie hatte allerdings auch keine langen Wege, weil wir drinnen saßen. Das ging anderen Servicekräften anders, denn Blumenkinder, Frischluftfanatiker und auch sonst alle, die mögen, können auch draußen vor der Halle in einem rechten großen Areal sitzen. Etwas hochtrabend nennt das Lokal das seinen Sommergarten.

draussen turnhalle

Die Tische draußen.

Insgesamt erwies sich das Speisenangebot als abwechslungsreich, mit interessanter Auswahl und Zusammenstellung, auch für Vegetarier mit vielen Nahrungsvarianten zum Probieren:

nachschub turnhalle

Ein paar Leckereien passten noch rein.

Den Plan, wirklich alles zu probieren, gaben wir irgendwann auf. Die Auswahl war schlicht zu reichhaltig.

kaffee-erklaerbaer

Blick in die Karte, die Biokaffee-Arten mit visueller Unterstützung erklärt.

Während wir in der Karte der „Turnhalle“ einen kleinen Erklärbär-Teil zu den verschiedenen Kaffeedarreichungen studierten, bestellten wir tatsächlich weitere Kaffeegetränke. Denn bei Buffets kommt oft nur ein schleppendes Gespräch in Gang, wenn man zu zweit isst, da dauernd einer zu den Speisen eilt. Da empfiehlt es sich, entweder nachher noch Koffeinhaltiges zu genießen und sich in Ruhe zu unterhalten oder aber mit mindestens drei Menschen zu speisen, von denen nur jeweils einer Nachschub holt, damit man nicht zuviel allein sitzt und schweigt.

Natürlich musste auch gleich mehrfach der gern genossene frischgepresste Orangensaft her (in der kleinen Variante von 200 Millilitern für 3,20 Euro):

getraenke: o-saft

Frischgepresster Orangensaft (0,4 l): 5,90 €.

Eigentlich wollten wir schon aufbrechen und uns auf unsere imaginierten Bückeisen schwingen, aber dann entdeckte laryllian noch den überraschenden Höhepunkt des Festmahls, der den Preis von 16,90 Euro für das sonntägliche Brunch schließlich adäquat erscheinen ließ: Unauffällig am Eingang befand sich ein Waffelstand!

waffel, unbehandelt

Waffel natur: im Preis enthalten.

Den Waffeln konnten wir nicht widerstehen! Obwohl unser Magenfüllstand schon alarmierend war, bewahrheitete sich die altbekannte Regel: Ein paar Waffeln gehen immer! :}

waffel, verbessert

Waffel, mit Obst und Vanillesoße verfeinert: auch im Preis enthalten.

Um die Waffeln abwechslungsreicher zu gestalten, hatten wir die außerdem angebotenen Mini-Desserts als Waffelbelag zweckentfremdet. Aber manche probierten wir zusätzlich noch einzeln aus, bis wir wegen Überfüllung des Magens die weiße Fahne hissen mussten:

kleine deserts

Neben den Waffeln gab es kleine Gläschen mit Süßem (im Preis ebenfalls enthalten).

Wir löhnten in der „Turnhalle“ insgesamt 56,20 Euro (ohne Trinkgeld) und fühlten uns rundum wohlgenährt. Dann verließen wir guter Laune unseren Fensterplatz zugunsten eines kurzen, aber notwendigen Verdauungsspaziergangs.

Hingehen sollten alle, die alte „Turnhallen“ begucken mögen, die dabei mit der Atmosphäre eines wirklich großen Raumes klarkommen und die recht viel Hunger mitbringen.

Turnhalle
Holteistraße 6, 10245 Berlin
Tel. (030) 293 648 16
Webseite

  1. Diesmal kamen 46halbe und laryllian als Testesser zusammen. []

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Filed under Brunchbuffet, Friedrichshain

Zehn Jahre danach: Uebereck

Am „Uebereck“1 kamen wir in den letzten zehn Jahren oft vorbei, es liegt nahe an der vielbesuchten S-Bahn-Station Ostkreuz. Wir saßen manches Mal darin und haben unsere Beobachtungen vor mehr als einem Jahrzehnt schon festgehalten. Nun wollten wir2 es in einem „Zehn Jahre danach“-Test erneut probieren.

Damals war bei unserem Besuch viel Baulärm, da der Umbau des Bahnhofs Ostkreuz gerade begonnen hatte. Mittlerweile ist er so gut wie fertig, Berlin kann also große Verkehrsbauprojekte durchaus erfolgreich hinbekommen. Für die Baufortschritte und -rückblicke lohnt sich übrigens ein Blick ins Ostkreuzblog.

ostkreuz, draussen

Vom „Uebereck“ kann man das neue Bahnhofsgebäude Ostkreuz sehen. Hier die große Ringbahnhalle.

Bild: lt_paris, CC BY-NC-ND 2.0.

Das „Uebereck“ liegt an einer kleinen Grünfläche, die sich mit den Jahren als ein typischer Berliner Ort etabliert hat, wo sich abends alte Jungfern und Hagestolze das Bierchen zupröstern. Allerdings wird die Fläche gerade umgestaltet und mit einem Spielplatz etwas familienkompatibler. Ganz ohne Baulärm kommt die Gegend also noch immer nicht aus.

Dennoch stehen draußen am „Uebereck“ Tische, allerdings ist der Bürgersteig in diesem Viertel etwas zu schmal, um entspannt zu essen. Das hat die Berliner aber noch nie gehindert. Wir setzten uns aber nach drinnen und konzentrierten uns selbstverständlich auf unser Testessen.

gemischtes fruehstueck

Kleines gemischtes Frühstück: 6,90 €.

Nicht nur wegen der Vergleichbarkeit, sondern auch, weil erdgeist regelmäßig eine Art Lackmustest durchführt, ließ er sich sein Standard-Frühstück liefern: Das kleine gemischte Frühstück bestand neben dem obligatorischen gekochten Ei aus Wurst- und Käseaufschnitt an einer Salatvariation, abgerundet mit frischem Obst, Gemüse und Süßem in Portionspäckchen3, einzig der Honig kam im Dekor-Waffelbecherchen aus irgendeiner Art Filinchen-Kruste.

Begeistert ist anders: Wenig schmeichelhaft fiel erdgeist auf Nachfrage nur „abgespacktes Drei-Sterne-Hotel-Frühstück“ ein. Der Rand der servierten Wurst wellte sich allerdings schon vor dieser Bemerkung bedenklich nach oben, während die wahrscheinlich aus Dekorgründen über dem Teller verstreuten Petersilienfitzelchen ganz unappetitlich mit den Apfel- und Birnensegmenten intim wurden.

koffein-saft-dreiklang

Latte macchiato: 3,20 €, der zweite mit doppeltem Espresso (Preis nicht notiert), ein frischgepresster Orangensaft (0,2 l): 3,50 €.

Auch im „Uebereck“ bestellten wir wieder den für uns typischen Getränke-Dreiklang: Zwei Latte macchiato, einmal für Erwachsene mit doppeltem Espresso, einmal in der Normalversion, sowie den von 46halbe stets gemochten frischgepressten Orangensaft. Die koffeinhaltigen Getränke bekamen allerdings das Prädikat „ziemlich medioker“. Sie konnten keine große Freude wecken, sondern erfüllten nur ihren Zweck: Das Koffein-Level halten. Wasser dazu zu servieren, fiel hier niemandem ein.

Später gesellte sich noch ein Cappuccino (2,50 €) dazu, der nach Dafürhalten von 46halbe von besserem Geschmack war. Aber möglicherweise war ihre Wahrnehmung vom nun bereits gefüllten Magen auch getrübt.

brotkorb

Brotkorb: ohne ausgewiesenen Preis.

Zu erdgeists Frühstück gesellte sich ein immerhin recht ansehnlicher Brotkorb mit den erwähnten Marmeladen-Abpackungen. Allerdings bemängelte er die Brötchen als nicht frisch. Negativ fiel außerdem auf, dass nur Serviettchen an den Tisch geliefert wurden: Sie waren nicht nur dünn, sondern auch klein, im Grunde also als Servietten unbrauchbar, insbesondere wenn man Teile der Speisen mit den Händen isst.

Unsere Stimmung war nicht allzu heiter, was auch dadurch bestärkt wurde, dass der Laden schlicht lärmig war. Einerseits kann das nicht dem Betreiber angelastet werden, da an diesem Tag eine größere Gruppe von vielleicht zehn Leuten an einem langen Tisch mitten im Raum saß. Das führte zwangsläufig zu lautem Reden und in der Folge einem Ansteigen des allgemeinen Geräuschpegels. Andererseits aber lief auch eine unangenehm laute Maschine, die jede Gemütlichkeit zuverlässig abwürgte. Wir vermuteten eine Kühlvitrine oder eine Eismaschine, waren aber nicht sicher.

Wir schlossen uns notgedrungen an und unterhielten uns entsprechend laut.

Um auch belastbare Vergleiche anstellen zu können, entschloss sich 46halbe ebenfalls für das nochmalige Bestellen ihres vor zehn Jahren gekosteten Frühstücks:

franzoesisches fruehstueck

Französisches Frühstück: 6,90 €.

Sie war damit ganz zufrieden, denn die Erwartungen wurden erfüllt. Die Croissants erwiesen sich als frisch, die Marmelade war exakt so, wie sie aus diesen Abpackungen immer schmeckt. Letztlich blieb aber unklar, warum man dafür 6,90 Euro löhnen sollte. Vielleicht waren es die Obstbeigaben, die das rechtfertigen könnten.

schwaerzungen

Auffällige Häufung bei Schwärzungen in der Speisekarte.

Viel Wahl hätten wir aber ohnehin nicht gehabt, denn offenbar fielen – wie öfter in von Touristen frequentierten Lokalen – diverse Gerichte mit der Zeit unter den Tisch, wie forensische Untersuchungen der Speisekarten-Sedimente ergaben.

Hingehen sollten alle, die eine lärmige Atmosphäre wegstecken können, endlich mal einen „Geheimtip“ aus dem „Lonely Planet“ zusammen mit fünfzig anderen Berlin-Besuchern entdecken wollen und denen das Inklusiv-Frühstück im Hostel zu großzügig bestückt ist.

Uebereck
Lenbachstraße 8, 10245 Berlin
Tel. (030) 29 12 792
Webseite

  1. Nicht zu verwechseln mit dem Übereck in der Prenzlauer Allee. []
  2. Diesmal waren wieder 46halbe und erdgeist zur Testspeisung unterwegs. []
  3. Aktuell im Großhandel bei 10 Eurocent pro Stück. []

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Filed under À la carte, Friedrichshain

kaffee ingwer

Eigentlich war uns nach einem stinknormalen Frühstück. Wir1 hatten gar nicht nach Recycling-Servietten oder Bio-Nahrung Ausschau gehalten, sondern nur nach alltäglicher Morgenmagenfüllung an einem Ort, den wir zuvor noch nie ausprobiert hatten.

Nach dem Eintreten ins „kaffee ingwer“ fiel uns zuerst ein den Raum dominierender Tresen auf, der offenbar nicht nur für die Bestellungen der im Lokal sitzenden Gäste vorgesehen ist, sondern für das Laufpublikum von draußen auch einen Verkauf zum Mitnehmen anbietet. Während unseres Besuches bewahrheitete sich diese Annahme, da alle paar Minuten Leute den Laden betraten, um vor allem Kuchen einzukaufen. Der rege Publikumsverkehr der Kauflustigen war sehr divers, von Amisetten bis Zobeljäger war alles dabei.

Uns passierte allerdings schon kurz nach dem Eintreten ein mittelschwerer Fauxpas beim Bestellen der koffeinhaltigen Heißgetränke, die wir am Tresen ordern wollten. Auf die Frage, ob sie Hafermilch zum Flat White möchte, antwortete 46halbe in gewohnt-brachialer Ehrlichkeit: „Nein, normale Milch.“ Sie erntete keine besonders freundliche Reaktion, sondern die Belehrung, dass schon an der Tür das Wort „vegan“ stünde. Laryllian war das aufgefallen, doch er hatte es – noch halb schlafend – nicht weitergegeben. Nun war beiden bewusst: Es gibt hier keine Milch. Die Omnivoren sind eben nicht immer die Hellsten und schauten etwas betreten drein.

Leider waren die angebotenen Kuhmilch-Substitute für 46halbe geschmacklich keine Option, aber schwarzer Kaffee schon. Er mundete auch ohne Milch sehr gut. Auf der anderen Seite des Lokals stand zur Selbstbedienung dazu noch Wasser mit Orangengeschmack bereit.

koffein-getraenke

Americano: 2,30 €, Flat White: insgesamt 3,70 € (Mandelmilch kostet 0,50 € extra).

Auf dem Foto sieht man eine leicht rosafarbene Substanz, die beide Tester für Zucker hielten und sofort nach dem Hinsetzen in ihre Tassen löffelten. Es stellte sich leider als Salz heraus. :{

So ist das eben mit dem ersten Kaffee des Tages: Er muss offensichtlich noch ohne Koffein im Blut organisiert werden. Wir wissen es nicht mit Sicherheit, aber aufgrund der Farbe könnte es Himalayasalz gewesen sein. Das wird laut Wikipedia übrigens zum etwa zwanzigfachen Preis von üblichem Speisesalz vertickt. Da wir nicht zu übermäßigem Eso-Glauben neigen, hoffen wir aber, dass es einfach gefärbtes normales Salz gewesen sein könnte oder sonst irgendeine weniger teure Salzart, die wir nicht kennen.

Was das eigentliche Frühstück angeht, entschieden wir uns beide für die „Avocado-Stulle“, was sich als wirklich gute Wahl herausstellte:

avocado-stullen

Avocado-Stulle für je 6,50 €.

Das wirklich Besondere an der Stulle war nicht etwa der Belag, sondern tatsächlich das Brot selbst: Es schmeckte köstlich, bei jedem Bissen wieder!

Wir widmeten uns unterdessen einem zeitlosen Plausch bei leiser, nicht störender Musik. Wir wurden weder gestört von übereifrigen Kellnerinnen noch von Bandsalat. Dann brach das süße Dreiviertel des Tages an und wir bestellten uns Kuchen sowie nochmals diesen schmackhaften, nicht bitteren, aber dennoch intensiven Kaffee.

kuchen als fruehstuecke

Apfelkuchen: 3,50 €, Cupcake: 3,50 €, Americano: je 2,30 €.

Der Kuchen – Rote-Bete-Schokolade-Cupcake und Apfelkuchen – stellte sich auch für den Gourmet-Gaumen als überaus wohlschmeckend heraus. Und der Kaffee mundete uns wundersamerweise mit jeder Tasse besser.

aussenansicht

Blick von außen.

Zugegeben: Der Beginn unseres Besuchs gestaltete sich anfangs wegen der leicht schnippischen Bedienung am Tresen ein wenig holperig. Einen neuen Gast auf seine Bestellwünsche hin zu belehren, man serviere hier nur vegane Nahrung, kann man eben freundlich oder herablassend tun. Das Gleiche gilt für Fragen der Gäste, die offenkundig wenig Wissen über vegane Lebensmittel haben. Man kann sie auf entgegenkommende Art beantworten und mithin eine Einladung aussprechen, dieses oder jenes zu probieren. Oder man kann den Gästen einfach das Gefühl geben, eine blöde Frage gestellt zu haben. Zum Glück verbreitete sich nach dem ersten Gang wieder die Freundlichkeit.

Wir resümierten am Ende unseres Besuchs: Die Liebe fürs Detail war auffallend und angenehm. Uns gefielen die kleinen und großen Aufmerksamkeiten, die man im Laden entdecken konnte, vor allem aber beeindruckten die überraschend leckeren Speisen. Vielleicht wird es Zeit, ein paar Vorurteile über vegane Ernährung über Bord zu werfen, die wir noch mit uns herumtragen.

Hingehen sollten alle, die eine Vorliebe für kleine, aber nicht zu kleine Frühstückslokale haben, die überraschend bequemen Holzhockern nicht ablehnend gegenüberstehen – sogar Zappel-Philipp Laryllian war entzückt –, denen es auf Qualität ankommt und die vegane Leckereien mögen.

kaffee ingwer
Wühlischstraße 12, 10245 Berlin
Tel. (030) 27 58 79 77
Es gibt leider keine Webseite des Ladens, obwohl kaffeeingwer.de auf der Rechnung vermerkt ist. Tippt man das ein, wird aber nur zu Facebook weitergeleitet. Verlinken wir nicht.

  1. Diesmal waren 46halbe und Laryllian als Testesser unterwegs. []

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Zehn Jahre danach: Datscha

Das „Datscha“ ist tagsüber eher ein Café und Frühstückslokal mit Kinderwagengeschwader und herumtobenden kleinen Butjes, in der Dunkelheit bekommt es aber ein deutliches Kneipenflair, wobei das Publikum eher nicht so zu ausschweifenden Feten zu neigen scheint. Daher plante das Profiteam1 erfahrener Nahrungskonsumenten zehn Jahre nach dem ersten Test des „Datscha“, diese andere Seite zu erkunden.

Wem das Wort Datscha (oder eingedeutscht Datsche) nichts sagt: Gemeint ist damit eine kleine Laube mit Garten, meist unweit einer großen Stadt oder an deren Rand.

Die mit erheblichem Hunger bestens ausgestatteten Tester einigten sich schnell, auch die Vorspeisen auszuprobieren. Im Falle von Herrn Vroomfondel war das eine Art Vorspeisenplatte:

sakuska

Vorspeise „Sakuska Intelligenz“: 10 €.

Die gereichten Häppchen (russisch: закуска) bestanden aus gebeiztem Lachs, einer interessanten Variation des Themas „russische Eier“ mit Kaviar und Mayonnaise, Avocado, Pastetchen, eingelegten Zwiebeln und anderen kleinen Köstlichkeiten, wenn auch ohne geräucherten Buttje. Leider war die Menge des dazu gereichten köstlichen gewürzten Schwarzbrots etwas unzureichend.

Die Vorspeisen-Zusammenstellung erscheint auf den ersten Blick etwas willkürlich, wenn man nicht um den eigentlichen Zweck von Sakuski weiß: Es handelt sich um eine traditionelle Saufgelage-Nahrung, die darauf optimiert ist, durch reichlichen und mit dem Alkohol abwechselnden Verzehr möglichst schadensfrei große Mengen Wodka konsumieren zu können. Beim Wodka-Besäufnis mit „sto gramm“-Gläsern werden die Sakuski gern thematisch sortiert auf großen Platten gereicht: etwa kalter Aufschnitt und Wurst, Fischvarianten und Eier und Kaviar, eingelegte Gemüse und Gürkchen, Pasteten und Gefülltes. Herr Vroomfrondel ist ein großer Freund dieser kulinarischen Kunstform (auch ohne Wodka).

Was die andere Vorspeise angeht, musste ein Klassiker her. Zugegeben: 46halbe kann aufgrund ihrer Essenssozialisation in der DDR selten widerstehen, wenn sie eine Soljanka (früher auch „Seljanka“) in der Karte sieht. So auch diesmal, was allerdings zu Konflikten führte, da Herr Vroomfondel ebenfalls ein Auge darauf geworfen hatte. Aus Testgründen und wegen der angestrebten Vielfalt der zu bestellenden Speisen entschied er sich dann um.

Wir einigten uns dennoch, zwei Löffel zu erbitten, um ein hygienisch anspruchsvolles Kosten bei beiden Testern zu ermöglichen. Zugleich ist eine solche Bitte immer ein guter Test der Aufmerksamkeit der Bedienung, denn solche Extrawünsche werden oft vergessen, wenn die Speisen serviert werden.

soljanka

Soljanka mit Brot: 6 €.

Die Soljanka wurde im „Datscha“ mit eingelegten grünen Oliven gereicht, was mangels Frucht in der DDR nicht üblich war und durch Gewürzgurken-Stückchen substituiert wurde. Das verändert den Geschmack einer gewohnten Soljanka natürlich. Da die gewünschten zwei Löffel tatsächlich geliefert worden waren, konnten sich beide Tester ein Urteil zur Olivenbeigabe machen: Es fiel durchweg positiv aus. Es gab dennoch leider an der Soljanka etwas zu beklagen: Sie war nicht gerade dampfend heiß, sondern eher warm und am Ende des Verspeisens nur noch maximal lauwarm.

Für den Hauptgang hatte Herr Vroomfondel ein Steak ausgewählt:

wodka-steak

Steak Minsk: 13 €.

Das Steak „Minsk“ beschrieb er als sehr gut und auch sehr zart, was daran liegen könnte, dass es zuvor in Wodka gelegen haben soll. Die Salsa entpuppte sich als nur wenig scharf, die Pommes waren „okay“, aber nicht des vollständigen Verzehrs wert. Dennoch gab er zu Protokoll, dass die Speise insgesamt gut gewesen sei und auch mengenmäßig mehr als ausreichend.

Das Steak führte auf der anderen Seite des Tisches zu ein paar auffällig neidischen Blicken, als die andere Hauptspeise vor 46halbe abgestellt wurde:

wareniki

Wareniki Sochi Olymp: 15 €.

Die Wareniki im „Datscha“ haben einen recht stolzen Preis, zumal die Menge den Teller nicht eben zum Überquillen brachte. Nach dem Verspeisen stellte sich aber bei 46halbe das Gefühl ein, die gerade richtige Menge gegessen zu haben. Die Teigtaschen enthielten eine Süßkartoffelfüllung und lagen auf einer Art Avocado-Creme. Dazu wurde ein sehr leckeres Hühnchenfleisch kredenzt. Insgesamt schmeckte das Mahl durch die Kombination der Speisen gut abgewogen, vielleicht einen Tick zu süß.

Wie es sich für ein ordentliches russisches Mahl gehört, wurde dazu ein typisches Getränk genossen. Wer „Kwas“ noch nie probiert hat, sollte das getrost versuchen:

kwas

Kwas (0,5 l): 4,40 €.

Das recht süße Getränk wird traditionell zu Hause aus Brot bzw. gewerblich direkt aus Roggen und Gerste gebraut, aber mit Sicherheit können wir das für die gelieferte Flasche Kwas nicht sagen. Immerhin war der Kwas ohne Süßstoff zubereitet, ein leider in den typischen Kwas-Gegenden seit der Wende grassierendes Übel, das geschmacklich vollkommen indiskutabel ist. Deswegen empfiehlt es sich bei Kwas, immer auf das Flaschen-Etikett zu schauen.

Was aber feststeht: Darin ist kein Alkohol. Den hätten wir nun zur Verdauungsunterstützung fast noch zur Bestellung erwogen – doch es kam anders.

Denn nach den Speisen ereilte uns ein akustisches Unglück: In dem ohnehin schon geräuschvollen Lokal begann ein Mann eine Ansprache, die sich mehrere Minuten hinzog und offenbar die Einleitung für eine musikalische Darbietung sein sollte. Dabei versuchte er lautstark abwechselnd auf Deutsch mit starkem Akzent und Russisch oder Ukrainisch, die Gespräche an allen Tischen zu übertönen. Dann ergriff er seine Gitarre und intonierte einen Song, der verdächtig nach dem Gejammer eines Hahnreis klang und wenig Anklang beim Publikum fand.

Aus uns unbekannten Gründen blieb dieses Lied das einzige, weil die Betreiber ihn danach mit ebenfalls recht lautem Geschrei hinauswarfen. Herr Vroomfondel murmelte bei der den Besuch abschließenden Nachfrage von 46halbe, wie es ihm insgesamt denn gefallen hätte: „The entertainment sucks!“

Wir bestellten trotz der unangenehmen Störung noch je einen Espresso:

2 espressi

Espresso: je 1,80 €.

Wir prüften nach dem Eintreffen auf unserem Tisch routiniert, ob die Espressotassen vorgewärmt waren, und nickten uns nur kurz wissend zu, denn das ist meist ein gutes Zeichen. Herr Vroomfondel befand nach dem Koffein-Genuss allerdings: „War okay, aber nicht großartig.“ Besser schmeckte da schon der Maracuja-Nektar (0,2 l für 3 €), den 46halbe noch geordert hatte.

Die Bedienung im „Datscha“ war anfangs zügig und aufmerksam, allerdings blieben die Teller sowohl bei der Vorspeise als auch beim Hauptgang dann lange auf unserem Tisch stehen. Es gab keine überlange Wartezeit zwischendurch, bis die zweiten Speisen an unserem Platz eintrafen. Beim Abräumen hatte man sich aber soviel Zeit gelassen, dass bei der Anlieferung des zweites Ganges die benutzten Teller noch auf dem Tisch standen. Nachdem wir die zweiten Speisen vertilgt hatten, wiederholte sich das Nicht-Abräumen.

Vielleicht war das wegen der eintretenden Sättigung der Grund, warum wir nach dem Hauptgang kein Desert mehr bestellten. Die Küche hat wochentags bis 23 Uhr geöffnet (Freitag und Samstag sogar bis Mitternacht), wir hätten eigentlich noch verweilen und eine Nachspeise ein Stündchen später ordern können. Aber bekanntlich ist ja auch ein Verdauungsspaziergang gut für den Metabolismus.

Hingehen sollten alle, die sich risikoarm russophiler Speisekultur annähern wollen, keine Angst vor leicht bizarren Gesangseinlagen haben und eine ordentliche Portion Hunger mitbringen.

Datscha

Gabriel-Max-Straße 1, 10245 Berlin
Tel. (030) 700 85 735

Webseite

  1. Diesmal waren 46halbe und Herr Vroomfondel als Testpersonen unterwegs. []

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Sigiriya

Der erste Eindruck des heutigen Testteams1 nach dem Platznehmen im „Sigiriya“ ist eine umfängliche, fast schon erschlagende Speisekarte voller exotischer Namen und einiger unbekannter Gewürze. Dankenswerterweise sind drei Dutzend dieser Gewürze gleich vorn in der Karte erklärt und für den nachhaltigen Lerneffekt der kleinen Gewürzkunde mit Abbildungen versehen. Als Zweites fällt eine große Auswahl vegetarischer Gerichte ins Auge, worauf auch die Werbetafeln des Lokals die Passanten auffällig hinweisen und worüber sich insbesondere elzbieta freut.

Als Drittes bemerken wir die Abwesenheit von Bildschirmen. Obwohl wegen der Fußballweltmeisterschaft der Männer momentan halb Berlin mit zumeist recht großen Fernsehern vollgestellt ist, verweigert man sich im „Sigiriya“ offenbar dem Fußball-Hype.2 Dem Testteam bleibt das traurige Schauspiel des Betrachtens überbezahlter Leibesübungen damit erspart. Durch die umliegenden Lokale kommt zwar dennoch die Geräuschkulisse der Stadien bei uns an, sie ist aber durch die Entfernung gedämpft und schon wegen des sonstigen Berliner Grundrauschens nicht weiter störend.

Zuerst müssen die Getränke her. Wenig zurückhaltend ordert 46halbe neben einem Ginger Ale einen als frisch gepriesenen Erdbeermilchshake. Er erweist sich als geschmacklich ansprechend und nicht zu süß, jedoch optisch als recht durchschnittlich:

milchshake, ginger ale, schorle

Apfelschorle (0,2 l, 2,50 €), Erdbeermilchshake (0,3 l, 3 €), Ginger Ale (0,2 l, 2,50 €).

Die TTM3 lag bei gefühlten zwei Minuten. elzbieta wählt sich dazu die schnöde Apfelschorle im Farbton naturtrüb, immerhin aus biologischem Anbau.

Sie entscheidet sich aus der umfänglichen Karte für ein vegetarisches Gericht mit dem Namen Polos Hodhi mit Paripoo Hodhi und Sini Sambole. Das klingt reichlich exotisch, wir versuchen auch gar nicht erst, es korrekt auszusprechen.

Wie bei den meisten Gerichten im „Sigiriya“ ist es eine Kombination verschiedener Speisen: Ein würziges Jackfrucht-Curry und ein mildes Linsen-Curry werden ergänzt durch Reis, karamellisierte Zwiebeln und ein leckeres, aber viel zu kleines Papadam-Knusperschnipsel. elzbietas fachgerechte Bewertung dieser gaumenschmeichelnden Mischkassette an Geschmäckern lautet in bester Neufünfländer-Mundart: „Schmackofatz!“

Als 46halbe etwas von der karamellisierten Zwiebel nascht, ist sie allerdings von der Schärfe überrascht und verbringt die nächste Minute barmend.

Polos Hodhi

Polos Hodhi (9,50 €) mit Paripoo Hodhi und Sini Sambole.

Auch 46halbe wählt eine nahezu unaussprechliche Nahrung mit Rindfleisch: Mas Hodhi mit Carrot Hodhi und Petersilien-Sambole. Dazu wird wie beim Polos Hodhi noch ein kleiner Salat serviert, direkt auf dem Teller. Der Reis, sein Geschmack und seine Konsistenz sind wenig bemerkenswert, aber die Gewürze des Gerichts insgesamt wunderbar aufeinander abgestimmt, das Rindfleisch zart.

Mas Hodhi

Mas Hodhi mit Carrot Hodhi und Petersilien-Sambole (11,80 €).

Allerdings werden nicht die gewünschten Mohrrüben geliefert, sondern Süßkartoffeln.4 Ehe wir das selbst durch Ausprobieren bemerken können, steht der Kellner jedoch schon vor unserem Tisch und reicht uns mit einer Entschuldigung für die Verwechslung ein Extra-Schüsselchen Mohrrüben.

mohrruebchen

Kleine Schüssel mit Mohrrüben, kostenlos.

Wir können uns trotz beachtlichem Magenfüllstand mit Blick auf die Desserts nicht beherrschen und bestellen zu guter Letzt noch ein süßes Gericht namens Päni Appe, das aber auch in herzhaften Varianten angeboten wird. Die zwei eierkuchenartigen Gebilde sind warm und fluffig, mit frischen Kokosraspeln bestreut. Darauf ist Palmensirup verteilt, der aber nicht zu süß ist. Es gibt daran nichts zu meckern, außer vielleicht der Tatsache, dass elzbieta und 46halbe das Gericht miteinander teilen müssen. :}

Päni Appe

Päni Appe (4,50 €).

Wir sitzen noch eine Weile vor dem Lokal draußen auf den Bänken. Der fast obligatorische Espresso (1,90 €) für 46halbe soll die Verdauung anregen, als Bio-Espresso auch mit gutem Gewissen. Es ist zwar ein wenig laut wegen des Autoverkehrs auf der Grünberger Straße, aber noch in einem akzeptablen Rahmen für unsere Unterhaltung weit unterhalb des Schreiens.

Hingehen sollten alle, die es beim Draußensitzen auch ohne Stuhllehnen ein Weilchen aushalten, das Frühstücken großzügig interpretieren und keine Scheu davor haben, beim Bestellen entweder Zahlen anzusagen oder sich an den komplexen Speisennamen die Zunge zu zerbrechen.

Sigiriya
Grünberger Straße 66, 10245 Berlin

Tel. (030) 29 04 42 08

 

  1. Bestehend aus 46halbe und elzbieta. []
  2. Wir waren im „Sigiriya“, bevor die deutsche Mannschaft ausgeschieden ist. []
  3. Time To Milchshake. []
  4. elzbieta behauptet dagegen mit voller Vegetarierkompetenz, dass es sich um Kochbananen handelt. []

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Zehn Jahre danach: Kuchenrausch

Das „Kuchenrausch“ haben wir in wechselnden Teams in den letzten zehn Jahren für unsere beliebten und zumeist bekömmlichen Probeverköstigungen nachweislich bereits zweimal besucht. Die Wahrheit ist allerdings, dass wir auch zwischendurch und ohne Aufzeichnungen immer mal wieder dort waren. Da wir aber die Leser nicht mit Wiederholungen langweilen wollen, haben wir nicht jedesmal berichtet.

Heute machen wir1 in unserer „Zehn Jahre danach“-Reihe jedoch eine Ausnahme, denn nach mehreren Jahren lohnt sich ein vergleichender Test vielleicht doch.

kuchenrausch, draussen

Tische vor dem „Kuchenrausch“: kostenlos, jedoch bei Regen unbeliebt.

In den warmen Monaten steht vor dem Lokal eine ganze Reihe von Tischen, bei denen aber oft alle Plätze belegt sind. Denn das „Kuchenrausch“ liegt gut sichtbar und mit den vielen Sitzplätzen einladend an der vielfrequentierten Simon-Dach-Straße. Nicht so heute, denn das Wetter streikt und treibt die Hungrigen nach drinnen.

Kaum sitzen wir, muss ein frischgepresster Orangensaft (3,70 €) und ein erster Cappuccino her:

cappuccino

Cappuccino: 2,50 €, Wasser dazu: kostenlos (und ohne Abbildung).

Die Bedienung ist gutgelaunt, schnell bei uns und bringt den Cappuccino ohne langes Warten. Anders als wir es sonst im schon öfter besuchten „Kuchenrausch“ kennen, wird das Lokal aber im Zuge unseres Besuches zunehmend leerer. Das führt interessanterweise dazu, dass die Kellner und Barkräfte miteinander zu schwatzen beginnen und uns dann links liegen lassen.

Wir studieren zunächst die Karte, aber nicht allzu gründlich, weil wir sie zum einen ganz gut kennen und uns zum anderen vorgenommen haben, die früher schon ausprobierten Gerichte nochmals zu vertilgen.

Das sind für erdgeist diesmal Benedikts Eier. Sie kamen in einer Variante mit Spinat:

benedikts eier

Auf der Rechnung stand „Eier Benedikt“: 8,80 €.

Zugegeben: Besonders ansehnlich ist die Eierspeise nicht. Eigentlich hätte das Gericht auch wegen des Spinats wohl in „Eggs Florentine“ umbenannt gehört. Aber wir wollen sprachlich nicht übermäßig kleinlich sein.

Da erdgeist die Eier mit einer auffällig eiligen Geschwindigkeit hinunterschlingt, drängte ihm 46halbe unmittelbar die Frage auf, wie lange er nichts mehr gegessen hätte. Die Antwort bleibt inhaltlich unbefriedigend. Am außerordentlichen Geschmack kann die Eile beim Verzehr nicht gelegen haben: Mehr als ein knappes „solide“ vergab erdgeist nicht.

Neben den Eiern wird in Anlehnung an den Besuch vor zehn Jahren auch wieder der Lackmustest unter den Frühstücken bestellt: das kleine Gemischte.

gemischtes fruehstueck

Kleines gemischtes Frühstück für 5,70 €.

Geliefert werden zwei verschiedene Sorten Käse sowie Wurst, Butter und Obst. Dazu kommen noch zwei Vollkornscheiben und ein Brötchen. Ein echtes Schmankerl ist aber die Marmelade von Orangen mit bitterer Note, die erdgeist nach eigenem Bekunden sehr mochte. Die Wurst auf dem Teller war frisch und nicht gerade erst aus der Packung genommen.

Der Preis stieg zwar von 4,10 Euro auf 5,70 Euro, optisch können wir zu der Version von vor zehn Jahren aber kaum eine Veränderung feststellen.

Und wo wir bei Veränderungen sind: Es gibt Gerichte, die sind wie gut funktionierende Beziehungskisten. Sie sollen möglichst genauso bleiben, wie sie sind. Dazu zählt das Rührei mit Frischkäse, das 46halbe bestellt. Käme sie eines Tages ins „Kuchenrausch“ und fände es nicht mehr in traditioneller Form in der Karte und dann auf dem Teller, würde das unweigerlich zum Boykott des Lokals führen.

ruehrei

Rührei mit Frischkäse: 5,50 €.

Das Rührei sieht auf dem Teller etwas verloren aus. Generell kann man wohl sagen, dass im „Kuchenrausch“ kaum Wert auf viel Deko-Schnickschnack gelegt wird. Das Rührei hat aber die richtige Menge und mundet 46halbe erwartungsgemäß.

Neben dem schon anfangs georderten Saft bestellen wir Latte macchiato, der ausweislich der Karte in einfacher Variante oder aber explizit mit doppeltem Espresso angeboten wird. Der Preisunterschied beträgt fünfzig Cent.

latte, doppelt

Latte macchiato mit doppeltem Espresso für 3,60 €.

Wir haben diesmal nicht die Zeit gemessen, bis der Kaffee vor unseren Nasen stand. Die Zeitspanne war aber vernachlässigbar kurz, so dass keine Koffeinmangelerscheinungen auftreten konnten. Falls solche Mangelerscheinungen, eine spontan eintretende Hoffnung auf einen Blümchenkaffee oder gar ein ganzer Frühstückswunsch aber mal zur Unzeit vorkommen sollten, braucht man nicht ängstlich auf die Uhr zu schauen:

fruehstueck, fast immer

Man muss nicht unbedingt vormittags frühstücken.

Eigentlich wollen wir nun das Frühstücken erstmal hinter uns lassen. Im Zustand „ziemlich vollgefressen“ und entsprechend mit leichter Lethargie blicken wir dann allerdings zur in der Mitte des Lokals plazierten Kuchenvitrine. 46halbe kann bekanntlich auch bei hohem Magenfüllstand irgendwie immer Platz für Kuchen finden. Also muss noch ein Käsekuchen her:

kaesekuchen

Stand auf der Rechnung als Käsetorte für 3,40 €.

Die beiden Kuchenstücken wirken vielleicht etwas mickrig, allerdings täuscht der Eindruck. Denn es handelt sich um ein großes Stück, das wir in der Mitte durchschneiden ließen. Ungemein praktisch: Streitigkeiten beim Finden der gerechten Verteilung des Kuchens untereinander konnten damit vermieden werden.

Auf die Ohren gibt es während des Besuches ein wenig Schlagermusik und auch mal Boney M., allerdings in einer Lautstärke, die nicht störend war.

Hingehen sollten alle, die sich gern an Kuchen berauschen wollen, eine recht umfangreiche Auswahl an Speisen suchen und bei gutem Wetter und Betonfrisur auch gern draußen sitzen.

Kuchenrausch
Simon-Dach-Straße 1, 10245 Berlin
Tel. (030) 55 95 38 55
Webseite

  1. Diesmal waren 46halbe und erdgeist Testesser. []

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The Bowl

Wer vor Eintritt in ein Lokal noch während der Anfahrt einen „Hipster-Alarm“ auf dem mobilen Retro-Computer sieht, macht sich auf Schlimmes gefasst. Wird es Echtholztische und Edison-Lampen geben, wird man ohne Sneaker schief angesehen? Der Hinweg zum „The Bowl“ an der Warschauer Brücke ist dennoch von Neugier und mutiger Vorfreude geprägt, denn die Hoffnung frühstückt ja bekanntlich zuerst.

Wir1 machen es uns am Fenster im warmen Sonnenschein gemütlich und freuen uns auf feinste Nahrung. Wir blicken durch eine große Fensterwand auf die Warschauer Brücke, die permanent von Bussen, Autos, Babybrummen und Straßenbahnen befahren wird. Doch davon hört man hier oben kaum etwas, denn wir sitzen im ersten Stock. Der Blick ist wunderbar, die Tische dort sind folglich sehr zu empfehlen.

blick aus dem fenster

Blick aus dem Fenster von „The Bowl“ auf die Warschauer Brücke.

So lassen wir unsere sonn-tägliche Stimmung nun gern zum Behufe des Lokals ausnutzen. Wie immer inspizieren wir zuerst die diesmal gänzlich tierproduktlose Speisekarte2 und ordern die Getränke. 46halbe bestellt einen Latte und ein Mineral-Spritz mit veganem Sirup in der Geschmacksrichtung Holunderbeeren mit Minze.

latte-vegan

Latte in veganer Ausführung für 3,50 €.

Als der Latte für 46halbe kommt, ist sie zunächst skeptisch: Kuhmilch im koffeinhaltigen Heißgetränk ist eigentlich ein Muss. Doch der Latte schmeckt ohne Abstriche. Dazu wird uns Rohrzucker3 gereicht.

Zucker, gekoernt

Rohrzucker, ansehnlich.

Wenig später gesellen sich die beiden anderen bestellten Getränke dazu:

mineral-spritz und latte

Mineral-Spritz (0,2 l) für 2,50 € und Turmeric Latte für 4,50 €.

laryllian hatte sich abenteuerlustig für einen Turmeric Latte4 mit Kurkuma entschieden. Entgegen haltloser anderslautender Erwartungen ist sein Latte jedoch gar kein Kaffee, sondern tatsächlich ein Getränk auf Reis-Mandel-Basis, das er als sehr wohlschmeckend beschreibt.

gelber latte

Nur zum neidisch werden: Detailaufnahme des Turmeric Latte.

Später ordert laryllian noch einen Cappuccino (2,90) sowie einen Mineral-Spritz Ingwer-Pflaume, den er aber als zu süß brandmarkt und geschmacklich darin einen deutlichen Pflaumenüberhang konstatiert.

Was das eigentliche Frühstück angeht, entscheidet sich 46halbe für gebackenen Blumenkohl mit Kichererbsen-Umarmung, selbstverständlich inklusiv und glutenfrei:

Blumenkohl als Frühstück

Gebackener Blumenkohl: 5,50 €.

Natürlich ist das kein eben typisches Frühstücksgericht, aber von althergebrachten Traditionen lassen wir uns nicht verunsichern. Wir essen schließlich unser Frühstück an diesem Tag gegen 13 Uhr. Und wo wir schon dabei sind, Traditionen zu brechen: Ganz gegen die sonstigen Gewohnheiten ordern wir auch eine Speise zum gemeinsamen Verzehr:

suesskartoffeln

„Süßkartoffel Fries“: 5,50 €.

Der gemeinsame Verzehr einer Speise gilt als riskant: Einer der Essenden kommt meistens zu kurz. Diesmal jedoch bleibt die Aufteilung fair und damit ohne Gabelhacken um die letzten Stückchen, großartig.

Eingangs ist die Bedienung bei der Entgegennahme unserer Bestellungen ein wenig knurrig, später aber lächelt sie auch mal. Ansonsten bleiben wir weitgehend ungestört, es kann aber etwas dauern, bis das Geschirr abgeräumt wird.

Den höchsten Ausschlag auf der nach oben offenen Hipster-Skala erreicht diesmal die außerdem bestellte „Superfood Joghurt Bowl“, die sich laryllian gönnt.

superfood

„Superfood Joghurt Bowl“: 6,50 €.

Anders als 46halbe empfindet laryllian die Essensportionen als zu klein, was ihm allerdings oft so geht und daher nicht zu sehr in die Wertung einfließen soll. Es wird also noch eine Guacamole mit Mohrrüben, Sellerie und Gurken hinterhergenossen. Sie erhält trotz einsetzenden Sättigungseffekts hohes Lob: Sie ist frisch, gut gewürzt, ausgewogen und kommt mit einer dunklen und angenehm feuchten Körnerbrotkombination.

Vanilla Almond Cake

Guacamole: 4,50 €.

Zum Schluss gönnen wir uns dann noch einen letzten Gang in Form gar göttlicher Gaumen-Glorie: Wir bestellen nichtsahnend einen Vanilla Almond Cake für laryllian und eine Schokokuchen-Kokos-Mousse für 46halbe.

Vanilla Almond Cake

Vanilla Almond Cake: 5,50 €.

Beim ersten Schmecken der Schokolade blicken wir uns tief in die Augen, beide mit einem wissenden Blick, der sagt: Sollte es mit der Welt einst zu Ende gehen, dann bitte mit diesem Geschmack von zarter, aber sehr präsenter Schokoladennote, wunderbar luftig, doch auch tief und mächtig, mit einem Ideechen Kokos, aber gerade nur so angedeutet wie ein Blütenhauch im Frühlingswind. Na gut, man merkt uns an dieser Beschreibung unsere Begeisterung wohl an, aber wir wollen sie auch nicht verbergen.

Schokokuchen Kokos Mousse

„Schokokuchen Kokos Mousse“: 4,50 €.

Der Kuchen wird von 46halbe mit einem ebenso seeligen Lächeln verspeist. Unser Fazit zum Nachtisch: Dringend als Aussteuer geeignet, grandioser Genuss garantiert, allein für das Dessert würde eine Hochzeitsfeier lohnen.

Fast ein bisschen zu gut gesättigt für insgesamt 47,90 (ohne Trinkgeld) und rundum froh verlassen wir das Etablissement, um noch wohlig verdauend und plaudernd zu flanieren.

Hingehen sollten alle, die von Kellnern nicht übermäßig oft belästigt werden möchten, an den Toiletten auch mal das Anstehen verkraften können, Wert auf fleischfreie Speisen mit spannenden Gewürzen sowie köstliche Nachspeisen legen, aber damit klarkommen, eine Speisekarte voller Agovis-Probleme zu lesen.

The Bowl
Warschauer Straße 33, 12043 Berlin
Telefon: 030 / 29 77 14 47
the-bowl.de

Eine Außenansicht auf das Haus findet sich an dieser Stelle. Die Aufnahme ist von der Warschauer Brücke aus entstanden. Unten im Haus ist ein Bio-Markt, der offenbar auch sonntags offen ist.

Die Fotos oben wurden mit einem Fairphone Zwo gemacht.

  1. Es trafen sich zum Frühstücksfest: 46halbe und laryllian. []
  2. Natürlich sind es nicht nur die Speisen, die ein schönes Frühstück wirklich ausmachen, sondern im Kern die Begleitung. :} []
  3. Mit der typischen braunen Färbung und grob gekörnt. []
  4. Ja, wir haben das auch nachgeschlagen, aber erst danach. []

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