Wir1 wählten für unseren Frühstückstest das Kiez in der Nähe des Helmholtz-Platzes, wo sich diverse neue Lokale angesiedelt haben. Manche sind in Wahrheit gar nicht mehr so neu, aber eben noch ungetestet.
Nach dem Eintreten in das Ecklokal „Kaffee.Bar“ (Eigenschreibweise) setzten uns wir an die Rückwand eines in der Mitte des Raumes plazierten recht großen Tresors, dessen Inneres wahrscheinlich keine Wertsachen mehr gesehen hat, seit Adenauerhüte aus der Mode kamen. Inzwischen enthielt er passenderweise Kaffee.
Insbesondere wegen des uns sogleich entgegenschlagenden Kaffeegeruchs in der „Kaffee.Bar“ lechzten wir nach koffeinhaltigen Getränken. Für 46halbe war der Flat White diesmal die erste Wahl:
Das erste Getränk: Flat White, 3,20 €.
Wer schon immer mal wissen wollte, was eigentlich der Unterschied zwischen einem Flat White und einem Latte ist, wird es hier allerdings nur schwerlich erfahren. Denn der Flat White schmeckte zwar ganz gut, blieb aber leider geschmacklich kaum von einem Latte zu unterscheiden.
So sieht der Zucker aus.
In der „Kaffee.Bar“ gab es übrigens keinen normalen Zucker, sondern die auf dem obigen Foto abgebildeten bräunlichen Kristalle: mit Melasse versetzter Rohrzucker. Zudem kamen die danach gelieferten Getränke mit Glasstrohhalmen statt des üblichen Plastezeugs. Letzteres ist aus Umweltschutzgründen zu begrüßen, aber die Frage, wie man sie sinnvoll und ressourcenschonend reinigt, drängte sich auf.
Die Getränke zum Anfüttern: frischgepresster Orangensaft, 4,50 €, Cold Brew Coffee, 3 €, Wasser dazu: kostenlos. Der kleine Roboter: mitgebracht. :}
Cold-Brew-Varianten haben insgesamt an Beliebtheit gewonnen, wie man in Berlin im Sommer fast überall beobachten kann. Dieses Getränk erhielt von elsbeth die Note 3. Am Kaffee selbst war wenig auszusetzen, auch wenn elsbeth gemeinhin helle Röstungen für die Cold-Brew-Produktion vorzieht. Mehrere gigantische Eiswürfel, von denen jeder einzelne die Titanic zum Sinken hätte bringen können, verwässerten jedoch die Gaumenfreude unnötig.
An einem frischgepressten Saft hingegen kann man – mal vom Preis abgesehen – nicht viel falsch machen. Er schmeckte sogar so gut, dass wir später einen zweiten bestellten und dem eponymen Kaffee untreu wurden. Dazu gesellte sich ein Schoko-Nuss-Croissant, das leider in der „Kaffee.Bar“ nicht eben liebevoll dargeboten wurde:
Geht nicht als Frühstück durch: „Croissant Schoko“, 1,60 €.
Irgendwie scheint es in den Hipster-Cafés immer genau diese Croissants zu geben. Sie schmecken immer gleich und durchschnittlich, sehen auch so aus und entfalten im Grunde keine Nahrhaftigkeit. Immerhin ist der Preis hier noch nicht vom Mond, aber Freude kam ob dieses Durchschnittsbissens nicht auf.
Die von elsbeth als Frühstück bestellte, ebenfalls sehr hipsterige Smoothie-Bowl beschrieb sie als leicht wässrig, aber knusprig:
Zum Frühstück eine „Smoothiebowl“, 6,50 €.
Darin befanden sich neben Erdbeeren, einer Volute aus Traubenhälften und zwei einsamen Heidelbeeren Kokosjoghurt, Reismilch und Granola, das dem Ganzen den nötigen Biss und etwas Geschmack verlieh.
Eine weitere Wahl fiel auf eine Eierspeise, deren Bestellung jedoch Erstaunen hervorrief. Denn das dürfte in Deutschland wohl nicht oft vorkommen, schließlich gilt es als DAS Land des guten und vielseitigen Bäckerhandwerks: Es gab kein Brot zum Ei, auch nicht auf Nachfrage nach einer vollkommen beliebigen Art Brot. Ihre Enttäuschung konnte 46halbe nur mit Mühe verbergen. Immer wieder schweifte der Blick daher sehnsüchtig über die Straße zur dortgelegenen Bäckerei.
Ohne Brot: „Pochiertes Ei“, 2 €.
Man musste das wirklich kleine Ei zudem auf dem Tisch suchen, da die Darreichung in einem winzigen Glas nicht viel hermachte. Vielleicht sind die Speisen darauf optimiert, möglichst wenig Platz wegzunehmen, da der oder die tragbaren Computer soviel Raum in Anspruch nehmen. So sah es jedenfalls an den Nebentischen aus, wo die Menschen wortlos und allein vor ihren Computern saßen. Es entfaltete sich entsprechend eine sehr ruhige Atmosphäre, dazu ebenfalls sehr leise Musik.
Das ganze Ambiente erfüllte die gern bemühten Klischees über solche neuen Berliner Kaffeeläden: Alles sah generisch aus, mit aufgerissenen unverputzten Wänden, viel Schweigen, einem auffällig großen Tresen, einer minimalistischen Karte. Nur der Kaffeegeruch war wirklich einladend und angenehm.
Wir bekamen mit 28,50 Euro (ohne Trinkgeld) keine besonders hohe Rechnung, hatten aber für ein Frühstück auch wenig Nahrung zu uns genommen.
Hingehen sollten alle, die Kaffee mögen und dank ihres Neu-Spießertums Proteinbowls und pochierte Eier in Einzelhaft kalorienreicheren Klassikern wie Brot und Rührei vorziehen.
Kaffee.Bar
Stargarder Straße 55a, 10437 Berlin
Tel. 0170 12 34 56 78
Webseite
- Diesmal waren 46halbe und elsbeth als Testesser unterwegs. [↩]