Zehn Jahre danach: Hüftengold

Das „Hüftengold“ liegt in der Oderberger Straße, die einst nah an der Berliner Mauer lag und nun dreißig Jahre später eine beliebte Touristenmeile geworden ist. Heute besuchen wir1 sie in unserer „Zehn Jahre danach“-Reihe. Wir haben das Lokal also vor langer Zeit schon mal getestet, waren damals recht begeistert und geradezu liebvoll umsorgt worden.

hueftengold, draussen

Viele Pflanzen vor dem „Hüftengold“: kostenlos. Foto: antenne, CC BY-NC 2.0.

Das „Hüftengold“ liegt ein bisschen versteckt hinter lauter Pflanzen und hat wegen seines schlauchförmigen Innenraums nur eine schmale Außenfassade, kann daher leicht übersehen werden. Da wir aber schon öfter dort waren und zudem die Oderberger gut kennen, konnten wir dieser Falle ohne Probleme entgehen.

Ein erster Cappuccino nach dem Platznehmen sollte sogleich unserem Koffeinmangel entgegenwirken:

cappuccino

Cappuccino: 2,80 €, kein Wasser dazu.

Die Zeit, bis das Koffein im „Hüftengold“ bereitgestellt wurde, fiel angenehm kurz aus. Das war bei den Speisen anders, aber dazu später mehr.

Zwei Details sind uns aufgefallen, die wir dem geneigten Leser zuerst noch mitteilen wollen. Das erste ist der übliche Tomatenalarm. Nun kommt es leider dauernd vor, dass die rote Pest als eine Art Sättigungsbeilage oder als Dekoration ungefragt auf den Tellern lungert. Man gewöhnt sich dran und ignoriert das weg, wenn man sie nicht mag. Aber diesmal waren die vor Tomatensaft triefenden Stückchen auch noch mitten auf dem Ei plaziert worden:

spiegeleier

Auf der Rechnung stand das Spiegelei als „Klein & Fein“: 5,50 €.

Die Spiegeleier im „Hüftengold“ kamen zudem leider mit dem falschen Brot: Bestellt war Vollkornbrot, das mit fünfzig Cent extra zu Buche schlagen sollte. Geliefert wurde jedoch Toast. Aber wir hatten uns an dem Tag nicht wie die Piefkes, waren ohnehin sehr hungrig und ließen das Brot dann einfach austauschen. Es blieb trotz Vollkornbrot dann beim Preis von 5,50 Euro. Geschmacklich waren die Spiegeleier in der Kategorie „solide“ und damit ganz gut, aber wirklich nichts Besonderes.

Bevor wir zu den weiteren Speisen und Getränken kommen, wollen wir ein zweites Detail erwähnen, das uns leicht irritiert hat. Wir erhielten nämlich Besteck mit hellbauen und rosa Servietten. Angesichts der Tatsache, dass wir jeweils wie ein Weibchen und wie ein Männchen aussehen, mussten wir uns spontan fragen, ob das Zufall war:

fruehstuecksbesteck

Frühstücksbesteck, geschlechtersortiert?

Oder aber wir sind schon so konditioniert auf diese Farben, dass wir Halluzinationen entwickeln, wenn wir die Farbzusammenstellung sehen. Vielleicht brauchen wir langsam sowas wie einen Moderator im Radio auch beim Frühstück, damit uns jemand Alltägliches erklärt. Unwillkürlich fragt man sich im Falle, dass es kein Zufall wäre, was die Servicekräfte denn machen, wenn ein Mensch nicht klar zuordenbar ist.

Wie in vielen Lokalen in Berlin gibt es im „Hüftengold“ neben den koffeinhaltigen Getränken auch mehr oder weniger experimentelle Frucht-Mischgetränke. Diesmal haben wir eine Kombination aus Apfel, Kiwi und Minze probiert, die frisch gemacht wurde und auch entsprechend gut geschmeckt hat:

latte, minz-drink

Latte macchiato mit doppeltem Espresso: 3,30 €, Apfel-Kiwi-Minze-Getränk: 3,80 €.

Was das Essen anging, hatten wir uns beide für Eier entschieden. Das gewünschte Gericht firmierte in der Karte als „Klein & Fein“ und konnte in mehreren Varianten gewählt werden: zwei Rühreier oder zwei Spiegeleier mit verschiedenen Brotsorten zur Wahl. Leider dauerte es eine gefühlte halbe Stunde, ehe die Speisen zu uns fanden. Wir hatten Kohldampf und wenig Verständnis dafür, dass in einem Laden, wo wir die einzigen Gäste waren, ein so langes Warten nötig wurde.

Als das Essen dann endlich kam, war der Tisch beinahe zu klein:

latte, doppelt, gesamtes fruehstueck

Das gesamte Frühstück auf einen Blick.

Leider musste erdgeist dem Rührei bescheinigen, dass es nicht ganz durch war. Das zusätzlich bestellte Toastbrot mit Avocado, Lachs, Frischkäse und Sprossen (4,20 Euro) mundete ihm dagegen mehr.

Schon zum Bewerten des Unterschieds bestellten wir auch einen Latte macchiato in der Variante „normal“, also ohne doppelten Espresso:

latte, einfach

Latte macchiato für 2,90 €.

Diese Variante haute 46halbe wirklich nicht vom Stuhl, löste allerdings auch keinen Unmut aus. Als die Rechnung kam, empfanden wir die insgesamt 30,80 Euro (ohne Trinkgeld) als nicht überteuert, hätten uns aber doch einen qualitativ besseren, einfach umsichtigeren Service gewünscht.

Hingehen sollten alle, die ein Frühstück ohne Tamtam und ganz ohne Eile suchen und hernach vielleicht ein köstliches Kuchenstück mitnehmen möchten. Denn das sollte man nicht verpassen.

Hüftengold
Oderberger Straße 27, 10435 Berlin
Tel. (030) 41 71 45 00
Offenbar ohne Webseite

  1. Diesmal waren wieder 46halbe und erdgeist Testesser. []

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Filed under À la carte, Prenzlauer Berg

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