Monthly Archives: Februar 2019

Zehn Jahre danach: Butter (ehemals Eckstein)

Lange Jahre war uns das Lokal als Eckstein bekannt, nun heißt es schon längere Zeit „Butter“.1 Da die letzte Aufzeichnung eines Testessens schon eine halbe Ewigkeit zurückliegt, war ein neuerlicher Besuch einfach fällig. Die Wahrheit ist aber, dass aufgrund der geographischen Lage an der Pappelallee in der Zwischenzeit einige weitere Besuche ohne Notizen stattgefunden haben. Und um es gleich vorwegzunehmen: Wir hatten diesmal nicht den besten Tag erwischt.

Pappelallee Ecke Raumerstraße, im Hintergrund das „Butter“.
Bild: Renaat, CC BY-NC-ND 2.0.

Das Lokal hat sich innen und außen in mehr als zehn Jahren im Grunde kaum verändert.2 Der „neue“ Name „Butter“ war uns irgendwann aufgefallen, ist aber nicht eben sonderlich originell oder einprägsam. Vielleicht ist der Grund für die Umbenennung ein Eigentümerwechsel oder aber die Tatsache, dass Butter ein auch für Touristen besser sprechbares Wort ist.

Das durchaus hungrige Frühstücksteam3 musste sich allerdings bei diesem Besuch von Beginn an auf lange Wartezeiten einstellen. Die TTL (time to latte) war außerhalb der Skala, selbst eine Speisekarte zu bekommen, dauerte schon mehr als eine Viertelstunde. Der nächste Dämpfer war die Auskunft der Bedienung, dass es eine weitere halbe Stunde in Anspruch nehmen würde, das Frühstück an den Tisch zu bringen. Zudem könne das von 46halbe ins Auge gefasste „Das Süße“ (4,50 €) wegen nicht vorhandener Croissants überhaupt nicht geliefert werden.

Eigentlich hätten wir wieder gehen sollen, da das Ganze auch noch in pampigem Ton vorgetragen wurde. Aber vermutlich trug die bei früheren Besuchen gesammelte Erfahrung, dass Kunden dem Personal nicht prinzipiell auf die Latüchte gehen, dazu bei, dass wir doch sitzenblieben, uns geduldeten und 46halbe eine alternative Speise wählte.

Tatsächlich leerte sich das Lokal recht schnell nach unserer Bestellung, was das Personal sichtbar entspannte und die reale Wartezeit auf die Nahrung um einige Minuten reduzierte. Getreu dem Motto „nicht kneippen bei offenen Wunden“ ignorierten wir im weiteren Verlauf des Mahls die Unzulänglichkeiten und auch die leichte Unfreundlichkeit der Bedienung.

Bärbel4 entschied sich für eine Variante der „Egg Benedict“ mit Avocado:

Frühstück Avocado Egg Benedict (Preis leider nicht notiert).

Auffallend war die ordentliche Portion Tomaten, die sich auf ihrem Teller fand. Die Kombination von Sauce Hollandaise mit Ei und Avocado quittierte Bärbel auf Nachfrage mit dem simplen Ausruf: Lecker!

Neben den Frühstücken standen uns auch Gerichte aus einer wechselnden Tageskarte (pdf) zur Verfügung. Die Entscheidung von erdgeist fiel aber dennoch auf ein Frühstück, nämlich „Das Englische“:

Das Englische (8,80 €).

Das Frühstück bestand stilgerecht aus Würstchen, Speck, Spiegelei auf Toast und einer Salatdeko. Allerdings vermisste erdgeist gegenüber früheren Besuchen die bittere Orangenmarmelade, die diesmal weggelassen worden war. Besonders kreativ: Gebratene Tomatenscheiben hätten mit 1,50 € extra zu Buche geschlagen.

Bei den Getränken wagte 46halbe einen nicht sehr alltäglichen Trunk:

Getränk aus einer Mischung aus Gurke, Ingwer und Minze (4,80 €).

Man findet originelle Getränke-Mischungen, beispielsweise mit Gurkenanteil, in letzter Zeit häufiger in Berliner Lokalen. Diese im „Butter“ genossene Mischung enthielt „spicy“ Ingwersirup, frische Minze, Apfelsaft und ebenjene Gurken. Bei der Bestellung wurde 46halbe erklärt, dass es sich um einen „Smoothie“ handeln würde. Offengestanden mangelte es der Durstigen an Wissen, um diese Information einzuordnen. Der Geschmack des grünen Getränks allerdings war dann leicht festzustellen: wirklich frisch und köstlich! :}

Der Blick auf das Foto des schmackhaften Gurkengetränks macht leider einmal mehr deutlich, dass der Service zu wünschen übrig ließ. Das überlaufende Glas wurde ohne Untersetzer oder Serviette und auch ohne Worte so auf dem Tisch abgestellt. Wir verloren unsererseits auch kein Wort darüber, offenkundig war die Bedienung überfordert oder übellaunig oder beides.

Vielleicht hätte eine besonders schmackhafte Speise darüber hinwegsehen lassen: Bei 46halbe war die Wahl mangels Croissants auf die Tomatensuppe gefallen. Sie schmeckte durchaus ansprechend, aber stellte sich nicht als allzu auffällig heraus.

Tomatensuppe, klein (3,60 €).

Nun waren Tomaten schon häufiger Thema in diesem Blog, und wer ab und an hier liest, weiß: 46halbe ist alles andere als ein Fan der roten Plage. Warum sie dennoch ab und an die unbändige Lust verspürt, eine Tomatensuppe zu bestellen, kann rational nicht erklärt werden. Besonderheit der Suppe war übrigens ein leichter Kokosgeschmack, der das Gericht aber nicht dominierte.

Als ein typisches Frühstücksgericht kann die Suppe wohl nicht gelten. Allerdings überschneiden sich im „Butter“ die Frühstücks- und Mittagsdarreichungszeiten ohnehin, so dass ab 9 Uhr bis 14 Uhr die morgendlichen Mahle serviert werden, aber wochentags ab 12 Uhr zusätzlich die Mittagessen.

Zum Essen und auch danach lechzten wir nach Koffein:

Latte Macchiato (3,20 €).

Der einfache Latte Macchiato mundete 46halbe und blieb auch nicht ihr einziges koffeinhaltiges Heißgetränk. Nach der Suppe kam noch ein Cappuccino (2,30 €) hinzu. Bärbel genoss einen ganz normalen Kaffee, den sie als geschmacklich gut und als nicht bitter lobte. Wie es mittlerweile zur Gewohnheit geworden ist, musste für erdgeist ein besonders koffeinangereichterter Latte her, also einer mit doppeltem Espresso (4 €).

Hingehen sollten alle, die jahrelange Berliner Frühstückstradition live erleben und zugezogene Bedienungen dabei beobachten wollen, vergeblich das Sympathisch-Schroffe der Berliner Schnauze zu emulieren. Wie man in Ost-Berlin als Gast gern sagte, wenn einen der Kellner anzickte: „Was für ein Kunde!“

Butter
Pappelallee 73, 10437 Berlin

030 5268 59 33
cafe-butter.de

  1. Das letzte Mal findet sich der Name Eckstein im Jahr 2009 im Berliner Telefonbuch. []
  2. Wir waren nicht oft, aber doch regelmäßig zwischendurch drin. []
  3. Bestehend aus erdgeist, 46halbe und Bärbel. []
  4. Sie testete zwar die Frühstücke mit uns, aber war nicht am Schreiben dieses Textes beteiligt. []

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Krone

Wir1 wollten diesmal zum Frühstücken unser Kiez rund um den Mauerpark nicht verlassen, genügend ungetestete Lokalitäten sind ja vorhanden. Also machten wir uns in die touristisch angehauchte Region Richtung Oderberger Straße auf.

blick oderberger

Blick in die Oderberger Straße, etwa hundert Meter vom „Krone“ entfernt. Es liegt auf der rechten Straßenseite.

Bild: lt_paris, CC BY NC ND 2.0.

Als die leicht verspätete 46halbe im „Krone“ ankam, stand das Leitungswasser für zwei schon auf dem Tisch. Sie brauchte nur noch ein koffeinhaltiges Heißgetränk herbeizurufen. Aber zu den Getränken später mehr.

Der erste Eindruck des Lokals war uns diesmal nicht beim Besuch entstanden, sondern schon über die Webseite. Denn wir wollten zuvor gern eine Reservierung für einen Tisch per Telefon oder online abgeben. Leider wurde uns dort gleich mit einem Overlay erklärt, dass es keine Reservierungen mehr gäbe. Man muss also auf gut Glück in den Laden gehen oder sich an beliebten Tagen auf eine Wartezeit einstellen.

Offengestanden kratzten wir uns beim Aussuchen der Speisen ein wenig am Kopf, da die Karte zwar optisch ansprechend aussah, es einem aber nicht leicht machte, den Inhalt zu verstehen. Ihr ließ sich nur schwer entlocken, welche Leckereien aus welchen Zutaten zur Auswahl stehen. Die Karte war so auf eine gute Optik getrimmt, dass es an Übersichtlichkeit fehlte.2

egg benedict

Egg Benedict mit Bacon für 8,50 €.

Leider hatte das gewählte Frühstück für erdgeist einen entscheidenden Nachteil: Es machte ihn nicht satt. Er murmelte etwas davon, dass Egg Benedict wohl etwas für Leute auf Diät sei. Überhaupt befand er, dass es sich gar nicht um wirkliche Egg Benedict handeln und zudem mengenmäßig eine übergroße Bacon-Schieflage herrschen würde.3 Zufrieden war er also nicht. Die große Rhabarber-Schorle (4 €), die erdgeist dazu geordert hatte, fand er auch nicht begeisternd.

Bei den anderen Getränken kam deutlich mehr Freude auf:

latte+saft+wasser

Frischgepresster Orangensaft: 3,60 €, Latte Macchiato: 3,40 €, Leitungswasser: kostenlos.

Der Orangensaft schmeckte 46halbe sehr. Häufige Leser dieses Blogs werden bemerkt haben, dass sie das Getränk recht oft bestellt. Der Grund ist einfach: Vom Erbonkel gab es zur Jugendweihe zwar Bohrmaschine und Holzgliedermaßstab, aber weder eine Maschine zum Auspressen noch einen Plasteausdrücker fanden sich in der Aussteuer, so dass sie sich ganz gern den Luxus gönnt, auswärts einen frischgepressten Saft zu genießen.

Später gesellte sich noch ein Cappuccino zu den Testessern, den 46halbe als köstlich beschrieb:

cappuccino

Cappuccino: 3 €.

Die schwer von Koffein Abhängigen können im „Krone“ natürlich auch die doppelte Portion bestellen:

latte mit extra shot

Latte Macchiato mit „Extra Shot“: 3,40 € plus 0,80 €.

Unsere zweite Frühstückswahl fiel auf einen beliebten Klassiker: Bacon and Eggs. Hier wurde er aber nicht in der üblichen Form, sondern auf Pancakes serviert:

bacon+eggs

Bacon & Eggs: 10,50 €.

Wer sie nicht kennt: Pancakes sind Eierkuchen, die typischerweise etwas dicker sind und die Tendenz haben, nach dem Verzehr ihr Volumen zu vergrößern. Anders als erdgeist war 46halbe sowohl über den Geschmack als auch über die Menge erfreut. Besonderen Zuspruch fand bei ihr der Sirup, mit dem sie die letzten Pancakes-Stückchen genoß.

Während wir aßen und tranken und uns unterhielten, gab es noch eine Schrecksekunde, die wir nicht verschweigen wollen: Wir müssen Besucher des „Krone“ vorwarnen, nicht unter die Tischkante zu fassen. Dort haben die Betreiber, vermutlich um Abrieb bei Hosen und Röcken oder aber Laufmaschen zu verhindern, eine Art Polster aus Schaumstoff angebracht. Wenn man aber kein solches Polster erwartet, zieht man unwillkürlich die Hand zurück, wenn man etwas Weiches und Nachgiebiges ertastet. In der Folge beglückten sich die Tester dank unerwartetem Kontakt gegenseitig mit erschrecktem Quieken und rolliger Katzenmusik.

Im Lokal lief während unseres Besuchs eine unaufdringliche Musik, die zu keinen Beschwerden Anlass bot, da sie eben nicht weiter auffiel. Aber aufgefallen war erdgeist das noch immer bestehende Loch in seinem Magen. Entsprechend bestellte er eine zweite Speise:

pancakes mit fruechten und schoki

„Sun of Panama“: 8,90 €.

Das Gericht bestand ebenfalls aus Eierkuchen, die jedoch für den eher süßen Junggesellen konzipiert schienen: mit süßem Obst, Schlagsahne und einer Erdnusssoße reichlich Hüftengold auf dem Teller. Erst nach diesem recht opulenten Mahl bekundete erdgeist, er sei nach dem zweiten Frühstück nun satt.

Für 50,30 € (ohne Trinkgeld) gingen wir mit unterschiedlichen Bewertungen aus dem Lokal: Während erdgeist wenig Begeisterndes gefunden hatte, war 46halbe durchaus zufrieden und fühlte sich gut bedient.

Hingehen sollten alle, denen Stil über Substanz geht, die keinen Wert auf eine Tischreservierung legen, sich von viel Westbesuch nicht abschrecken lassen und Gerichte mit Pancakes mögen.

Krone
Oderberger Straße 38, 10435 Berlin
Telefon: 030 / 44 31 22 21
krone-berlin.com

  1. Es trafen sich zum Frühstücksgelage: 46halbe und erdgeist. []
  2. Die Karte als pdf. []
  3. Der deutliche Bacon-Überhang wiederholte sich auch bei 46halbes Frühstück. []

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kaffee ingwer

Eigentlich war uns nach einem stinknormalen Frühstück. Wir1 hatten gar nicht nach Recycling-Servietten oder Bio-Nahrung Ausschau gehalten, sondern nur nach alltäglicher Morgenmagenfüllung an einem Ort, den wir zuvor noch nie ausprobiert hatten.

Nach dem Eintreten ins „kaffee ingwer“ fiel uns zuerst ein den Raum dominierender Tresen auf, der offenbar nicht nur für die Bestellungen der im Lokal sitzenden Gäste vorgesehen ist, sondern für das Laufpublikum von draußen auch einen Verkauf zum Mitnehmen anbietet. Während unseres Besuches bewahrheitete sich diese Annahme, da alle paar Minuten Leute den Laden betraten, um vor allem Kuchen einzukaufen. Der rege Publikumsverkehr der Kauflustigen war sehr divers, von Amisetten bis Zobeljäger war alles dabei.

Uns passierte allerdings schon kurz nach dem Eintreten ein mittelschwerer Fauxpas beim Bestellen der koffeinhaltigen Heißgetränke, die wir am Tresen ordern wollten. Auf die Frage, ob sie Hafermilch zum Flat White möchte, antwortete 46halbe in gewohnt-brachialer Ehrlichkeit: „Nein, normale Milch.“ Sie erntete keine besonders freundliche Reaktion, sondern die Belehrung, dass schon an der Tür das Wort „vegan“ stünde. Laryllian war das aufgefallen, doch er hatte es – noch halb schlafend – nicht weitergegeben. Nun war beiden bewusst: Es gibt hier keine Milch. Die Omnivoren sind eben nicht immer die Hellsten und schauten etwas betreten drein.

Leider waren die angebotenen Kuhmilch-Substitute für 46halbe geschmacklich keine Option, aber schwarzer Kaffee schon. Er mundete auch ohne Milch sehr gut. Auf der anderen Seite des Lokals stand zur Selbstbedienung dazu noch Wasser mit Orangengeschmack bereit.

koffein-getraenke

Americano: 2,30 €, Flat White: insgesamt 3,70 € (Mandelmilch kostet 0,50 € extra).

Auf dem Foto sieht man eine leicht rosafarbene Substanz, die beide Tester für Zucker hielten und sofort nach dem Hinsetzen in ihre Tassen löffelten. Es stellte sich leider als Salz heraus. :{

So ist das eben mit dem ersten Kaffee des Tages: Er muss offensichtlich noch ohne Koffein im Blut organisiert werden. Wir wissen es nicht mit Sicherheit, aber aufgrund der Farbe könnte es Himalayasalz gewesen sein. Das wird laut Wikipedia übrigens zum etwa zwanzigfachen Preis von üblichem Speisesalz vertickt. Da wir nicht zu übermäßigem Eso-Glauben neigen, hoffen wir aber, dass es einfach gefärbtes normales Salz gewesen sein könnte oder sonst irgendeine weniger teure Salzart, die wir nicht kennen.

Was das eigentliche Frühstück angeht, entschieden wir uns beide für die „Avocado-Stulle“, was sich als wirklich gute Wahl herausstellte:

avocado-stullen

Avocado-Stulle für je 6,50 €.

Das wirklich Besondere an der Stulle war nicht etwa der Belag, sondern tatsächlich das Brot selbst: Es schmeckte köstlich, bei jedem Bissen wieder!

Wir widmeten uns unterdessen einem zeitlosen Plausch bei leiser, nicht störender Musik. Wir wurden weder gestört von übereifrigen Kellnerinnen noch von Bandsalat. Dann brach das süße Dreiviertel des Tages an und wir bestellten uns Kuchen sowie nochmals diesen schmackhaften, nicht bitteren, aber dennoch intensiven Kaffee.

kuchen als fruehstuecke

Apfelkuchen: 3,50 €, Cupcake: 3,50 €, Americano: je 2,30 €.

Der Kuchen – Rote-Bete-Schokolade-Cupcake und Apfelkuchen – stellte sich auch für den Gourmet-Gaumen als überaus wohlschmeckend heraus. Und der Kaffee mundete uns wundersamerweise mit jeder Tasse besser.

aussenansicht

Blick von außen.

Zugegeben: Der Beginn unseres Besuchs gestaltete sich anfangs wegen der leicht schnippischen Bedienung am Tresen ein wenig holperig. Einen neuen Gast auf seine Bestellwünsche hin zu belehren, man serviere hier nur vegane Nahrung, kann man eben freundlich oder herablassend tun. Das Gleiche gilt für Fragen der Gäste, die offenkundig wenig Wissen über vegane Lebensmittel haben. Man kann sie auf entgegenkommende Art beantworten und mithin eine Einladung aussprechen, dieses oder jenes zu probieren. Oder man kann den Gästen einfach das Gefühl geben, eine blöde Frage gestellt zu haben. Zum Glück verbreitete sich nach dem ersten Gang wieder die Freundlichkeit.

Wir resümierten am Ende unseres Besuchs: Die Liebe fürs Detail war auffallend und angenehm. Uns gefielen die kleinen und großen Aufmerksamkeiten, die man im Laden entdecken konnte, vor allem aber beeindruckten die überraschend leckeren Speisen. Vielleicht wird es Zeit, ein paar Vorurteile über vegane Ernährung über Bord zu werfen, die wir noch mit uns herumtragen.

Hingehen sollten alle, die eine Vorliebe für kleine, aber nicht zu kleine Frühstückslokale haben, die überraschend bequemen Holzhockern nicht ablehnend gegenüberstehen – sogar Zappel-Philipp Laryllian war entzückt –, denen es auf Qualität ankommt und die vegane Leckereien mögen.

kaffee ingwer
Wühlischstraße 12, 10245 Berlin
Tel. (030) 27 58 79 77
Es gibt leider keine Webseite des Ladens, obwohl kaffeeingwer.de auf der Rechnung vermerkt ist. Tippt man das ein, wird aber nur zu Facebook weitergeleitet. Verlinken wir nicht.

  1. Diesmal waren 46halbe und Laryllian als Testesser unterwegs. []

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Zehn Jahre danach: Datscha

Das „Datscha“ ist tagsüber eher ein Café und Frühstückslokal mit Kinderwagengeschwader und herumtobenden kleinen Butjes, in der Dunkelheit bekommt es aber ein deutliches Kneipenflair, wobei das Publikum eher nicht so zu ausschweifenden Feten zu neigen scheint. Daher plante das Profiteam1 erfahrener Nahrungskonsumenten zehn Jahre nach dem ersten Test des „Datscha“, diese andere Seite zu erkunden.

Wem das Wort Datscha (oder eingedeutscht Datsche) nichts sagt: Gemeint ist damit eine kleine Laube mit Garten, meist unweit einer großen Stadt oder an deren Rand.

Die mit erheblichem Hunger bestens ausgestatteten Tester einigten sich schnell, auch die Vorspeisen auszuprobieren. Im Falle von Herrn Vroomfondel war das eine Art Vorspeisenplatte:

sakuska

Vorspeise „Sakuska Intelligenz“: 10 €.

Die gereichten Häppchen (russisch: закуска) bestanden aus gebeiztem Lachs, einer interessanten Variation des Themas „russische Eier“ mit Kaviar und Mayonnaise, Avocado, Pastetchen, eingelegten Zwiebeln und anderen kleinen Köstlichkeiten, wenn auch ohne geräucherten Buttje. Leider war die Menge des dazu gereichten köstlichen gewürzten Schwarzbrots etwas unzureichend.

Die Vorspeisen-Zusammenstellung erscheint auf den ersten Blick etwas willkürlich, wenn man nicht um den eigentlichen Zweck von Sakuski weiß: Es handelt sich um eine traditionelle Saufgelage-Nahrung, die darauf optimiert ist, durch reichlichen und mit dem Alkohol abwechselnden Verzehr möglichst schadensfrei große Mengen Wodka konsumieren zu können. Beim Wodka-Besäufnis mit „sto gramm“-Gläsern werden die Sakuski gern thematisch sortiert auf großen Platten gereicht: etwa kalter Aufschnitt und Wurst, Fischvarianten und Eier und Kaviar, eingelegte Gemüse und Gürkchen, Pasteten und Gefülltes. Herr Vroomfrondel ist ein großer Freund dieser kulinarischen Kunstform (auch ohne Wodka).

Was die andere Vorspeise angeht, musste ein Klassiker her. Zugegeben: 46halbe kann aufgrund ihrer Essenssozialisation in der DDR selten widerstehen, wenn sie eine Soljanka (früher auch „Seljanka“) in der Karte sieht. So auch diesmal, was allerdings zu Konflikten führte, da Herr Vroomfondel ebenfalls ein Auge darauf geworfen hatte. Aus Testgründen und wegen der angestrebten Vielfalt der zu bestellenden Speisen entschied er sich dann um.

Wir einigten uns dennoch, zwei Löffel zu erbitten, um ein hygienisch anspruchsvolles Kosten bei beiden Testern zu ermöglichen. Zugleich ist eine solche Bitte immer ein guter Test der Aufmerksamkeit der Bedienung, denn solche Extrawünsche werden oft vergessen, wenn die Speisen serviert werden.

soljanka

Soljanka mit Brot: 6 €.

Die Soljanka wurde im „Datscha“ mit eingelegten grünen Oliven gereicht, was mangels Frucht in der DDR nicht üblich war und durch Gewürzgurken-Stückchen substituiert wurde. Das verändert den Geschmack einer gewohnten Soljanka natürlich. Da die gewünschten zwei Löffel tatsächlich geliefert worden waren, konnten sich beide Tester ein Urteil zur Olivenbeigabe machen: Es fiel durchweg positiv aus. Es gab dennoch leider an der Soljanka etwas zu beklagen: Sie war nicht gerade dampfend heiß, sondern eher warm und am Ende des Verspeisens nur noch maximal lauwarm.

Für den Hauptgang hatte Herr Vroomfondel ein Steak ausgewählt:

wodka-steak

Steak Minsk: 13 €.

Das Steak „Minsk“ beschrieb er als sehr gut und auch sehr zart, was daran liegen könnte, dass es zuvor in Wodka gelegen haben soll. Die Salsa entpuppte sich als nur wenig scharf, die Pommes waren „okay“, aber nicht des vollständigen Verzehrs wert. Dennoch gab er zu Protokoll, dass die Speise insgesamt gut gewesen sei und auch mengenmäßig mehr als ausreichend.

Das Steak führte auf der anderen Seite des Tisches zu ein paar auffällig neidischen Blicken, als die andere Hauptspeise vor 46halbe abgestellt wurde:

wareniki

Wareniki Sochi Olymp: 15 €.

Die Wareniki im „Datscha“ haben einen recht stolzen Preis, zumal die Menge den Teller nicht eben zum Überquillen brachte. Nach dem Verspeisen stellte sich aber bei 46halbe das Gefühl ein, die gerade richtige Menge gegessen zu haben. Die Teigtaschen enthielten eine Süßkartoffelfüllung und lagen auf einer Art Avocado-Creme. Dazu wurde ein sehr leckeres Hühnchenfleisch kredenzt. Insgesamt schmeckte das Mahl durch die Kombination der Speisen gut abgewogen, vielleicht einen Tick zu süß.

Wie es sich für ein ordentliches russisches Mahl gehört, wurde dazu ein typisches Getränk genossen. Wer „Kwas“ noch nie probiert hat, sollte das getrost versuchen:

kwas

Kwas (0,5 l): 4,40 €.

Das recht süße Getränk wird traditionell zu Hause aus Brot bzw. gewerblich direkt aus Roggen und Gerste gebraut, aber mit Sicherheit können wir das für die gelieferte Flasche Kwas nicht sagen. Immerhin war der Kwas ohne Süßstoff zubereitet, ein leider in den typischen Kwas-Gegenden seit der Wende grassierendes Übel, das geschmacklich vollkommen indiskutabel ist. Deswegen empfiehlt es sich bei Kwas, immer auf das Flaschen-Etikett zu schauen.

Was aber feststeht: Darin ist kein Alkohol. Den hätten wir nun zur Verdauungsunterstützung fast noch zur Bestellung erwogen – doch es kam anders.

Denn nach den Speisen ereilte uns ein akustisches Unglück: In dem ohnehin schon geräuschvollen Lokal begann ein Mann eine Ansprache, die sich mehrere Minuten hinzog und offenbar die Einleitung für eine musikalische Darbietung sein sollte. Dabei versuchte er lautstark abwechselnd auf Deutsch mit starkem Akzent und Russisch oder Ukrainisch, die Gespräche an allen Tischen zu übertönen. Dann ergriff er seine Gitarre und intonierte einen Song, der verdächtig nach dem Gejammer eines Hahnreis klang und wenig Anklang beim Publikum fand.

Aus uns unbekannten Gründen blieb dieses Lied das einzige, weil die Betreiber ihn danach mit ebenfalls recht lautem Geschrei hinauswarfen. Herr Vroomfondel murmelte bei der den Besuch abschließenden Nachfrage von 46halbe, wie es ihm insgesamt denn gefallen hätte: „The entertainment sucks!“

Wir bestellten trotz der unangenehmen Störung noch je einen Espresso:

2 espressi

Espresso: je 1,80 €.

Wir prüften nach dem Eintreffen auf unserem Tisch routiniert, ob die Espressotassen vorgewärmt waren, und nickten uns nur kurz wissend zu, denn das ist meist ein gutes Zeichen. Herr Vroomfondel befand nach dem Koffein-Genuss allerdings: „War okay, aber nicht großartig.“ Besser schmeckte da schon der Maracuja-Nektar (0,2 l für 3 €), den 46halbe noch geordert hatte.

Die Bedienung im „Datscha“ war anfangs zügig und aufmerksam, allerdings blieben die Teller sowohl bei der Vorspeise als auch beim Hauptgang dann lange auf unserem Tisch stehen. Es gab keine überlange Wartezeit zwischendurch, bis die zweiten Speisen an unserem Platz eintrafen. Beim Abräumen hatte man sich aber soviel Zeit gelassen, dass bei der Anlieferung des zweites Ganges die benutzten Teller noch auf dem Tisch standen. Nachdem wir die zweiten Speisen vertilgt hatten, wiederholte sich das Nicht-Abräumen.

Vielleicht war das wegen der eintretenden Sättigung der Grund, warum wir nach dem Hauptgang kein Desert mehr bestellten. Die Küche hat wochentags bis 23 Uhr geöffnet (Freitag und Samstag sogar bis Mitternacht), wir hätten eigentlich noch verweilen und eine Nachspeise ein Stündchen später ordern können. Aber bekanntlich ist ja auch ein Verdauungsspaziergang gut für den Metabolismus.

Hingehen sollten alle, die sich risikoarm russophiler Speisekultur annähern wollen, keine Angst vor leicht bizarren Gesangseinlagen haben und eine ordentliche Portion Hunger mitbringen.

Datscha

Gabriel-Max-Straße 1, 10245 Berlin
Tel. (030) 700 85 735

Webseite

  1. Diesmal waren 46halbe und Herr Vroomfondel als Testpersonen unterwegs. []

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Anna Blume

Wo schlürft man auch im Winter einen gut abgestimmten Aperol Spritz in ausreichender Schankgröße, ohne sich zu blamieren? Natürlich im Prenzlauer Berg, wo sich in der kalten Jahreszeit die Touristen mit den Einheimischen vermischen. Glücklicherweise waren weder unter den einen noch den anderen die in dieser Gegend nicht selten speisenden Schürzenjäger dabei.

Unsere Wahl fiel diesmal auf das „Anna Blume“ in der Kollwitzstraße. Und wir1 wollen das Ergebnis unseres Tests gleich vorwegnehmen: Wir waren sehr zufrieden und werden dorthin bei Gelegenheit zurückkehren. Das empfiehlt sich schon deshalb, weil man im Sommer auch draußen sitzen kann.

Anders als im nahegelegenen Sowohl als auch kann man im „Anna Blume“ aber bei Überfüllung in dieser Jahreszeit nicht draußen verweilen. Vielleicht verscherzten es sich die Besitzer mit dem ortsansässigen Tankwart, so dass die in Berlin sowieso auf der Abschussliste befindlichen Heizpilze nicht mehr befüllt werden konnten.

Bevor die bestellten Speisen bei uns landeten, lieferte uns die Bedienung bereits einen recht ansehnlichen, aber kleinen Brotkorb:

brotkorb

Der Brotkorb für zwei Personen im „Anna Blume“ ist knapp bemessen, der Inhalt kann aber nachbestellt werden.

Nur wenig später gesellte sich der dazugehörige Frühstücksteller zu uns an den Tisch, dessen Höhepunkt nach Auskunft von Karl-Dieter die köstliche Erdbeermarmelade war. Ansonsten fand sich auf dem Teller eine Fülle von Speisen, teilweise auf originell anmutenden Utensilien dargeboten, welche wir fast als Wegtragsel eingesteckt hätten. Der Brotkorb musste aufgrund der breiten Auswahl bald mit Brötchen nachgefüllt werden.

alpenrose

Frühstück „Alpenrose“ für 12,60 €.

Das Ensemble bestand aus einer abwechslungsreichen und optisch ansprechend präsentierten Mischung aus Bergkäse und Ziegenkäse mit etwas Grünzeug, Schinken und frischem Obst. Beim „Alpenrose“ fand sich auf dem Teller außerdem eine marmeladenartige gelbe Substanz, die nach dem Probieren von Karl-Dieter das Prädikat „überraschend scharf“ bekam. Erste Vermutungen gingen in Richtung Ingwer, aber nach freundlicher Auskunft der Bedienung handelte es sich in Wahrheit um Feigensenf. Karl-Dieter hatte wirklich nichts zu meckern, einzig den Käsesalat quittierte er mit den Worten: „nicht so mein Fall“.

Auch 46halbe konnte sich für ihre Wahl erwärmen:

obstsalat

Obstsalat für 5,90 €.

Der Obstsalat war wirklich frisch und von beeindruckender Größe.

Vielleicht nicht eben gewöhnlich für ein Frühstück, aber angesichts der an diesem Tag schon fortgeschrittenen Uhrzeit unauffällig: Karl-Dieter orderte eine Kartoffelsuppe mit Würstchen und Majoran als Teil der (angeblich) wichtigsten Mahlzeit des Tages.

kartoffelsuppe

Die Kartoffelsuppe für 4,90 €.

Er schätzte sie nach Verzehr als „ziemlich gut“ ein, allerdings sei sie etwas ungesalzen gewesen. Abhilfe brachte der obligatorische Salzstreuer, der bekanntlich auf kaum einem deutschen Restauranttisch fehlt.

Wir haben es an diesem Tag nicht selbst getestet, aber bis 22 Uhr wird warme und kalte Küche angeboten. Angesichts der Kartoffelsuppe, die von Karl-Dieter zusammen mit dem Frühstück „Alpenrose“ genossen wurde, war seine Magenkapazität aber ohnehin ausgereizt. Kein Grund allerdings, nicht noch das Alkoholangebot auszuprobieren:

aperol spritz

Aperol Spritz mit Prosecco für 5,80 €.

Es mag am Alkoholeinfluss gelegen haben, aber nach Genuss des Essens und des obigen Getränks einigten wir uns ohne viel Gerede darauf, dass wir das Preis-Leistungs-Verhältnis als absolut angemessen und die Speisen als sehr zufriedenstellend empfunden haben.

Bleibt noch, unsere sonstige Getränkewahl zu vermerken:

getraenke, warm und kalt

Die anfangs bestellten Getränke: Latte macchiato für 3,90 €, kleiner Maracujanektar (0,2 l) für 3,30 €, Kaffee „Hausmischung“ für 2,60 €.

Die „TTL“ (time to latte) haben wir mangels Aufmerksamkeit nicht exakt bestimmen können, aber die Wartezeit war so kurz, dass sie in keiner Weise negativ auffiel. Generell erwies sich unsere Bedienung als freundlich und schnell. Es unterlief ihr nur ein vernachlässigbarer Fehler, den Karl-Dieter verschmerzen konnte: Statt des bestellten Kännchens wurde nur eine Tasse Kaffee geliefert.

Eine besondere Erwähnung soll noch eine letzte Speise erhalten, die 46halbe genossen hat:

ei im glas

Das Gericht heißt „Eier im Glas“, 4,50 €.

Denn die beiden unter Grünzeugs verborgenen Eier waren von perfekter Konsistenz und rundum wohlschmeckend. Für insgesamt 43,50 € (ohne Trinkgeld) waren wir auf ganzer Linie zufrieden.

Hingehen sollten alle, die gern noch rausfinden wollen, warum sich das Lokal den Untertitel „kulinarische und floristische Spezialitäten“ gegeben hat, die Wert darauf legen, auch laktosefreie Milch oder Sojamilch bestellen zu können, oder die (nicht nur) einen Blick auf die ansehnliche Auswahl der Torten werfen möchten.

Anna Blume (Blick in den Innenraum)

Kollwitzstraße 83, 10117 Berlin-Prenzlauer Berg
Tel. (030) 44 04 87 49

Webseite, übrigens mit der Möglichkeit, einen Gutschein zu bestellen

  1. Diesmal waren 46halbe und Karl-Dieter als Testpersonen unterwegs. []

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