Dieses Frühstücksblog besteht seit mehr als zehn Jahren. Nicht nur deswegen haben wir beschlossen, einige der früher bereits besuchten Orte nochmals heimzusuchen und die verzehrbare Wertarbeit Berliner Frühstücksprofis erneut auf Gaumentauglichkeit und optische Reize zu überprüfen. Wir1 versuchen es zuerst im Nola’s am Weinberg. Im Sommer vor zehn Jahren hatte unser Testteam auf der Terrasse gesessen, dafür ist der März allerdings diesmal zu kühl.
Drinnen sitzen wir aber auch wunderbar: vor einer großen Fensterfläche, durch die helles Licht fällt. Wir können viel vom Berliner Himmel sehen, nur leider an diesem Tag so gar keine Sonne. An der Wand prangt ein historisch anmutendes Paar Skier, ein Regal steht voller Weinflaschen und die Musik säuselt angenehm leise, immer im Hintergrund wahrnehmbar, aber nie störend.
Zur besseren Vergleichbarkeit suchen wir nach den Speisen, die vor zehn Jahren genossen wurden, und bestellen das Frühstück „Der Ami z’Morgä“. Wie man das korrekt ausspricht, erfahren wir nicht: Das Personal beherrscht kein Schweizerdeutsch, gibt das aber auch freimütig zu. Niemand von uns ahnt also, wie man gewisse Speisen in der Karte ausspricht. Unsere Bedienung gibt verschmitzt zu bedenken, dass es vielleicht auch besser wäre, es nicht zu versuchen – jedenfalls als Nichtschweizer.
Das Frühstück steht nach nur kurzer Zeit bereit:
Frühstück „Der Ami z’Morgä“: 12,- €.
Den optischen Vergleich zur damaligen Version braucht es jedenfalls nicht zu scheuen.
Zum Frühstück gehören zwei kleine Pancakes, ein Bagel mit Rukola und einem unbekannten weißen, cremeartigen Milchprodukt drauf sowie genügend knuspriger Bacon. Dazu gab es noch einen Obstsalat, der aber etwas kühl war, geschmacklich jedoch nicht enttäuschte.
Den dazu kredenzten Honig beschreibt benks gleich zweimal als „köstlich“, während er ihn in fluffige Pancakes eingesogen verzehrt.
Rührei mit Toast und Salat: 6,- €.
Das damals bestellte gemischte Frühstück finden wir allerdings nicht mehr auf der Karte, so wird ein klassisches Rührei geordert. Leider muss mal wieder ein unangekündigter Tomatenalarm ausgerufen werden, der nur durch einen beherzt zielgerichteten Gabeleinsatz des Tischgegenübers nicht zu einem jähen Ende des kulinarischen Feldversuchs führt.
Zum Rührei bestellt wurde noch ein frisch gepresster Orangensaft, der in kleiner Ausführung 3,50 Euro kostet.
Cappuccino für je 3,- €.
Wir haben nach dem Essen noch mehrere koffeinhaltige Heißgetränke bestellt, wohlwissend, dass dann der Zahnklempner beim nächsten Besuch wieder Ermahnungen aussprechen würde. Aber sowohl der Cappuccino als auch der Soya-Macchiato schmeckten eben nach mehr. Die Latte-Kunst der Gattung Farngewächs erfreute zusätzlich. Der ganz normale Kaffee kostet 2,50 Euro.
Jetzt kostet der Latte Macchiato je 3,50 €. Sojamilch wird auch angeboten.
Der zweite Cappuccino hatte übrigens einen kaum sichtbaren Tropfen übergelaufener Milch auf dem Löffelchen, den die Bedienung beim Abstellen bemerkte. Ohne zu zögern wollte er die Tasse wieder ergreifen und meinte: „Ich bringe einen neuen Cappuccino.“ Das haben wir aber dann doch als übertrieben abgelehnt. Mit einer Rechnung von zusammen 37 Euro ohne Trinkgeld waren wir in jeder Hinsicht gut bedient.
Hingehen sollten alle, die kein Netz brauchen, aber einen erfreulichen Ausblick mit überdurchschnittlich viel Himmelsfläche zu schätzen wissen, gleichzeitig einen Preis zu zahlen bereit sind, der selbst in einem Portemonnaie vom Typ Wuchtbrumme auffällt, aber durchaus im Verhältnis zu Qualität und Menge des Dargebotenen steht.
Nola’s am Weinberg
Veteranenstraße 9, 10119 Berlin-Mitte
Tel. (030) 440 407 66
Webseite, Blick auf das Lokal im Sommer
- Diesmal 46halbe erstmals mit benks unterwegs. [↩]