„Tu si aliubi fueris, dices hic porcos coctos ambulare.“ – Petron, Satyrica 45,4
22 Grad und angenehme Sonnenstrahlen begrüßen den Besucher auf dem Weg durch den Villa Borghese1 zum Casina delle Rose. An uns2 vorbei kommen gutgelaunte Fußgänger, Rollschuhfahrer, Segway-Benutzer und Fahrradwanderer. Wir setzen uns auf die große Terrasse an den äußersten Rand, um den ersten Härtetest für das Servicepersonal zu proben.
Außenansicht des Casina delle Rose mit Freiluftkino nebenan.
Doch es eilt sofort und mit freundlichem Lächeln eine bildhübsche Italienerin herbei und offeriert uns die Karte. Die typische Frühstücksuhrzeit am frühen Nachmittag läßt uns nach koffeinhaltigen Heißgetränken und Süßem ausschauen. 46halbe durchsucht das Eisangebot und wird fündig. Serviert wird ein köstliches, cremiges Gemisch aus Stracciatella und Vanille, das trotzdem so kalt ist, daß die Schokoladenstückchen am Löffel festfrieren. Lecker!
Eis der Sorte Stracciatella-Vanille mit vernachlässigbarem Preis.
Um den Genuß zu vervollkommnen, werden ein Cappuccino und ein Eiskaffee geordert. Der Versuch, den Eiskaffee landesüblich auf italienisch zu bestellen, glückt vordergründig, denn die Nachfrage „Shakerato?“ sorgt für leichte Verwirrung. Die Kellnerin überbrückt ihr Fremdschämen äußerst professionell mit einer eindeutigen Geste, die Erleuchtung bringt: „Ja, geschüttelt! Äh, si, shakerato!“ Der Cappuccino kommt in einer besonderen Tasse mit ergonomisch wertvollem Henkel und erfreut durch den in diesem Teil der Welt durchaus üblichen guten Kaffeegeschmack. Der Eiskaffee, der hier Caffe Freddo genannt wird, aber toppt das Erlebnis angenehmer Gastronomie durch seine Optik:
Cappuccino und Caffe Freddo, die ihren einzeln leider nicht mehr bekannten Preis Wert waren.
Die dunklen Applikationen an der Innenseite des Glases stellten sich als vergängliche Kunst heraus, die den rieselnden Effekt von pittoresken Schokoladenfällen hatte. Um eine lange Beschreibung kurz zu machen: Kaffee schmeckt hier einfach nach Kaffee, und die milde Temperiertheit des Getränks verleitet allzu schnell zu übereiltem Genuß.
Im Verlauf des entspannten Gesprächs über die Vorzüge mediterranen Lebens kamen die Tester übrigens überein, daß sie im Falle eines zukünftigen Umstiegs in das Spekulantengeschäft das Objekt definitiv erwerben werden. Ob wir die für römische Verhältnisse moderaten Preise beibehalten werden, wird sich allerdings erst dann zeigen: Unser Aufwand betrug inklusive eines fürstlichen, aber verdienten Trinkgeldes fünfzehn Euro.
Selbst die Gullideckel sind in Rom vielsagend.
Während wir das Spekulationsobjekt verließen und zu einem Spaziergang aufbrachen, fiel uns die allseits bekannte altrömische Sage des Marcus Curtius ein.3 Der furchtlose junge Soldat adliger Herkunft schmiß sich dereinst mitsamt Harnisch und Roß in einen Erdspalt inmitten Roms, der sich zuvor als mit herkömmlichen Mitteln nicht auffüllbar erwiesen hatte. Sein selbstloses Opfer war nicht umsonst: Der Spalt schloß sich, so daß wir heutzutage fröhlich durch den Villa Borghese schlendern und dabei ansehnliche Reiterbildnisse des Herrn Martius bestaunen konnten.
Hingehen sollten alle, die erfahren wollen, was italienische Gastlichkeit praktisch bedeutet und den ansonsten durch ausgiebiges Hupen gekennzeichneten Straßenverkehr der Großstadt mal vergessen möchten. Das Casina delle Rose sollte einfach jeder Romtourist besuchen, auch wenn man gar keinen Hunger hat. Und zu Fuß sind es nur fünf Minuten zum örtlichen Segway-Vermieter. :}
Casina delle Rose, Largo Mastroianni 1, 00197 Rom
Tel. +39 06 4201 6224