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Rote Harfe

In der Nähe des SO36 in der Oranienstraße befindet sich die Rote Harfe, ein Lokal mit langer Tradition. Heute firmiert es als “Orient-Lounge” mit neuem Besitzer, aber verändertem Konzept. Das konnten wir1 nicht ahnen, als wir uns dort zum Frühstück trafen. Da es trotz Sonnenscheins etwas zu kühl zum Draußensitzen war, entschieden wir uns für einen kleinen Tisch drinnen am Fenster.

Beim Eintritt empfing uns an der großen Kreidetafel der Hinweis auf das Wochen-Special: Baby-Steinbutt in Nußbutter mit Fenchel. Ui, das klang erstmal einladend, allerdings nicht zum Frühstück. Wenig später hatten wir die Speisekarten und den obligatorischen Latte macchiato (für 2,60 Euro) auf dem Tisch, der zu unserer Freude mit Wasser serviert wurde. Während wir wie immer unschlüssig die Wahl der Frühstücke diskutierten und uns das Wasser bereits im Munde zusammenlief, warteten wir darauf, bestellen zu können.

Wir warteten und warteten. erdgeist hatte sich längst für das Kleine Gemischte Frühstück entschieden, 46halbe hatte aufgrund unterdurchschnittlichen Hungers das Französische Frühstück gewählt. Irgendwann hatten wir bereits Schwächeanfälle wegen Unterzuckerung und fragten verzweifelt, aber höflich nach, ob wir bestellen dürften.

 

Kleines Gemischtes Frühstück: 5,40 €

Das Kleine Gemischte Frühstück kam nur wenige Minuten nach der erfolgreichen Bestellung und bestand aus Cervelatwurst, Schinken und Käse, sämtlich aus der Packung, sowie Camembert, Marmelade und Ei. Die unliebsame optische Zusammenstellung ohne Obstgarnitur, aber mit etwas Salat zauberte kein Lächeln auf erdgeists Gesicht. Auch der sofortige Ei-Verzehr änderte seine Stimmung nicht zum Besseren, denn dieses hatte offenbar nur sehr kurzen Kontakt mit heißem Wasser gehabt, war entsprechend weich, sehr weich.

Obwohl hungrig, fand erdgeist das Frühstück insgesamt fad und trocken. Die in Kreuzberg irgendwie deplazierte R’n’B-Musik, die uns die ganze Zeit etwas zu laut um die Ohren wehte, senkte die Stimmung zusätzlich. Nicht einmal die sekundären Geschlechtsmerkmale, welche die Kellnerin offenbar in aufmunternder Absicht deutlich exponierte, konnten erdgeist erfreuen.

Französisches Frühstück 

Französisches Frühstück: 4,10 €

46halbes Französisches Frühstück, das mit einem Milchkaffee serviert wurde, war übersichtlich, aber nett arrangiert. Das Croissant schmeckte zwar frisch, war aber recht mickrig. Das Preis-Leistung-Verhältnis war dennoch insgesamt angemessen.

Ein bereits aus einem anderen Lokal bekanntes Johannisbeeren-Problem soll hier nicht unerwähnt bleiben und mal grundsätzlich diskutiert werden. Ja, Johannisbeeren sind als saisonales Obst eine vorzügliche Idee als Garnitur und Farbtüpfelchen auf einem liebevoll dekorierten Teller. Sie schmecken nicht nur süß, sondern beerig-frisch und haben sogar das Potential, beim geneigten Gast gute Laune zu erzeugen und zugleich unbewußt mehr Trinkgeld aus ihm herauszukitzeln. Denn ist das Frühstück beispielsweise als Anbahnung intimer Beziehungen geplant, kann man die roten Beeren hingebungsvoll bis erotisch von der Rispe knabbern. Auch wenn der Frühstückspartner eher langweilig palavert, eignen sich die Johannisbeeren zum kreativen Zeitvertreib.

Ungewaschen werden sie jedoch zur Frühstücksbewertungsfalle! Denn sind sie nicht gewaschen, wird der Schmutz auf den Früchtchen zum Hingucker und offenbart lieblose Behandlung der zu verzehrenden Speisen vor dem Servieren. Und wie wir nicht nur aus diesem Blog, sondern auch aus hochwissenschaftlichen Forschungen wissen, reden die Gäste viel häufiger über Störendes, seien es auch Kleinigkeiten, als über Erfreuliches, das wie selbstverständlich hingenommen wird.

Hingehen sollten also alle, die sich in Kreuzberg sowieso etwas deplaziert fühlen, vom Fenster aus aber ein gutes Stück der Oranienstraße beobachten möchten, sich nicht daran stören, wenn das Abräumen ein Viertelstündchen dauert und deren Erwartungen ein Durchschnittsfrühstück nicht übersteigen.

Rote Harfe
Oranienstraße 13, 10999 Berlin
Telefon: 030 / 618 44 46
Rote Harfe

  1. 46halbe war wieder mit erdgeist frühstücken. []

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Marx

Einen malerischen Blick auf das tiefste Kreuzberg 36 bieten die unauffälligen vier Tische, die am Spreewaldplatz vor dem Marx1 die beiden Frühstückstester2 einluden. Es sollte eigentlich ein Geburtstagsfrühstück werden, nur der Jubilar hatte kurzfristig absagen müssen. Da das natürlich kein Grund ist, ein Frühstück gänzlich abzusagen, hatten wir uns entschlossen, das Marx allein zu testen.

Nach einem leckeren Milchkaffee (2,40 Euro) an der frischen Luft zogen uns Socializing-Umstände ins Innere des geräumig eingerichteten Restaurants. Dort wurden wir von einer über den Köpfen thronenden Marx-Büste empfangen, die an die große Statue früher in der Innenstadt von Karl-Marx-Stadt3 erinnerte.

Marx: kostenlos

Was als erstes auffiel: Der Kellner war dermaßen freundlich, ja gradezu herzlich, daß man unverzüglich gute Laune bekommen mußte. Hinzu kam, daß er über die gesamte Zeit aufmerksam alle Wünsche quasi von unseren Augen ablas – und einfach sexy war. Da das Marx nicht nur Frühstück serviert, sondern auch Bar und Cafe ist, werden wir nicht umhin kommen, diesen überdurchschnittlich guten Service demnächst mal nachts zu testen.

Als wir den ersten Blick in die Karte wagen wollten, fiel uns am Nebentisch ein äußerst delikat aussehendes Frühstück ins Auge. Nachfragen ergaben, daß es sich um das “Bauernfrühstück” handelte, was für 6,50 Euro zu haben ist. Das Bauernfrühstück beinhaltete eine wirklich große Portion Rührei mit Kartoffeln und Salat. Nur aufgrund der im Sommer üblichen knappen Bekleidung und der damit einhergehenden Offenlegung menschlicher Problemzonen entschieden wir uns dagegen. Es fiel schwer.

Die Karte zeugte von tiefem Verständnis für das Bedürfnis, auch am frühen Morgen die Wahl zwischen dem bürgerlichen Konzept eines ausgewogenen Frühstücks, dem Öko-Vegan-Politisch-Korrekt-Essen und deftigen Mahlzeiten zu haben – wir konnten den Tischnachbarn beim Mittag zuschauen, und hätten bis 19 Uhr die Option gehabt. Schließlich entschied sich erdgeist für ein Kleines Frühstück.

Kleines Frühstück: 4,80 €

Wir mußten nicht lange warten: Das Kleine Frühstück bestand aus einem Ei, Schinken, Wurst und etwas Obst, dazu zwei Käsesorten, Kräuterquark, Gurkenscheiben, etwas Salat und Marmelade. Es war nicht nur lecker, sondern auch angenehm sättigend (im Gegensatz zu Kreationen, die man im Laufe des Verzehrs wegen “zu trocken” oder “Gemüse alle” gelangweilt liegenläßt), so daß die verdauungsfördernden späteren Latte macchiato (2,50 Euro) mit euphorischer Freude geordert wurden. Der selbstgemachte Quark harmonierte mit allen anderen Komponenten, die Apfelsinen hielten prima Schalenmaterial zum Aschenbecherverstopfen bereit, und ganz besonders Kleinigkeiten wie die Alfafasprossen rundeten das Ganze ab. Einzig die Oliven störten den Gesamteindruck, konnten aber rechtzeitig auf dem Teller eines unaufmerksamen Speisenden am Nebentisch entsorgt werden.

Das Natürliche Frühstück: 6,00 €

Das Natürliche Frühstück beinhaltete einen Bourbon-Vanille-Joghurt mit Obst, der positiv auffiel, da er nicht so süß war, wie man es bei den typischen Plastebecher-Joghurts gewöhnt ist. Ansonsten gab es neben dem Brot und den Baguettescheiben Gurkenstückchen, Guacamole, Alfafasprossen, eine süßliche, zart gewürzte Paprikapaste sowie einen etwas spartanischen Rohkostsalat. 46halbe will da nicht meckern, sie hatte ja das “Natürliche” geordert, da brauch sie kein großes Dressing oder anderen Bohei erwarten – das Frühstück war auch so genau das, was zu diesem Morgen paßte. Der frischgepreßte, leicht bittere Orangensaft rundete das Frühstück ab.

Hingehen sollten alle, die einen individuellen Start in den Tag suchen und sich dabei nicht von Konventionen aufhalten lassen möchten, oder jene, die eh noch in Kreuzberg auf der Piste sind, und die berühmten langen Nächte mit einem stilvollen und entspannten Snack beschließen wollen. Eigentlich ist das schon fast ein Hingehen-Befehl, wir können unsere vordergründige Sympathie für das Marx nicht verhehlen.

Marx, Spreewaldplatz 6, 10999 Berlin
Telefon: 030 / 611 41 47

  1. Spreewald und Marx in West-Berlin! []
  2. erdgeist und 46halbe haben die Frühstücke genossen. []
  3. für die Wessis: Chemnitz. []

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Cafe Morena

Das Morena in Kreuzberg war uns1 eigentlich nur als verrauchte Kneipe bekannt, vorzugsweise für Abende während der Fußball-WM. Die Burger sind recht mächtig und groß, an den Geschmack kann sich Jeck aber nicht mehr erinnern.

Kommen wir aber zu dem, weswegen wir eigentlich hier sind: Frühstück. Der Tageszeit angemessen (12 Uhr), war unsere Kellnerin leicht verpeilt – genau wie 46halbe auch. Bei der Kellnerin drückte sich das so aus, daß sie schlicht nicht die Schnellste war, bei 46halbe anders. Nachdem wir alle aufgewacht waren, konnten wir aber bestellen.

Spanisches Frühstück: 6,10 € / Sencha Lemon: 2,50 €

Die Auswahl an Frühstücken ist nicht sooo groß, aber so gut, daß wir Mühe hatten, uns zu entscheiden. Wir versuchten daher diesmal experimentell, zwei Frühstücke zu ordern, die wir hernach gemeinschaftlich verzehren wollten. 46halbe wußte schon, daß das nicht gutgehen würde. Glücklicherweise gewann sie aber bei “Schere, Stein, Papier” und konnte die von ihr hoch präferierten Unterhälften der Brötchen abgreifen.

Eine Einzelnote können wir nicht vergeben, in der Kombination der Frühstücke aber waren wir ausgesprochen zufrieden. Und satt. Der Eierkuchen (neudeutsch: Pancake) war lecker, fluffig und mit frischem Obst gefüllt. Das kontinentale Frühstück hatte die richtige Zusammenstellung von Zutaten: Käse, Wurst, Frischkäse, Grünkram und ein paar Accessoires.

Frühstück Continental Groß: 7,60 €

Die Abteilung “Kritteln auf hohem Niveau” hat uns lediglich zugetragen, daß der Orangensaft (eigentlich Orangenfruchtsaftgetränk) nicht frisch, sondern aus dem Tetrapack war, der Joghurt zu dünnflüssig und das Ei zu hart gekocht war. Positiv erwähnt werden muß jedoch die Teekarte, die ein reichhaltiges Angebot offerierte. Jeck probierte Grüntee der Sorte “Sencha Lemon” und grinst noch immer. Kann aber auch an dem nach dem Essen bestellten Espresso liegen, der halb/halb mit Zucker genossen wurde. Der Tee war übrigens deutlich besser als der nur durchschnittlich schmeckende Latte macchiato (2,50 Euro).

Hingehen sollten alle, die gerne TAZ lesen, live vorgetragene, fast kostenlose Herzschmerzsongs mögen, morgens etwas Zeit und viel Hunger haben, beim Frühstück gerne surfen und eben nicht zu den Mitte-Pennern gehören.

Cafe Morena, Wiener Str. 60, 10999 Berlin
Telefon: 030 / 24 37 53 31
www.morena-berlin.de

Als besonderen Service gibt es heute noch etwas auf die Ohren. Eigentlich war es als Hintergrundmusik geplant, aber das ist dann doch schief gegangen. Aber hört selbst:

  1. 46halbe und Jeck haben wieder gemeinsam gefrühstückt. []

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Milagro

Sommerfrühstück & Ei: 9,20 € / Gr. Apfelschorle: 2,80 € / Malzmilchkaffee: 2,10 €

Ich gehe immer wieder ins Milagro in der Bergmannstraße, obwohl ich ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu dem Laden habe. Die Bedienung ist nett, das Angebot okay und die Preise erträglich, aber immer wenn ich die Karte aufschlage, weiß ich nicht wirklich, was ich nehmen soll. Ich habe mich dieses Mal für das Monats-Frühstück “Sommer” plus Extra-Ei entschieden.

Das Frühstück war gut, aber nicht wirklich hervorragend. Das ist vielleicht auch der Eindruck, den das Milagro insgesamt bei mir hinterlässt: Im Prinzip alles klar, aber das Essen wirkt ein bisschen wie Dienst nach Vorschrift. Insbesondere der Schinken schmeckte wie frisch aus der Plus-Plastepackung, der Rest war aber in Ordnung. Richtig lecker war einzig das kleine Schälchen mit Mascarpone und Rhabarber-Vanille-Marmelade.

Frühstück New York: 7,50 € / Grapefruitschorle 0,2l: 1,70 € / Milchkaffee: 2,10 €

Als Co-Tester war dieses Mal Squee mit dabei. Sie hatte sich das “New York”-Frühstück ausgewählt, weil sie – ebenfalls nach einer langen und schwierigen Entscheidungsfindung – “mehr als ein gewöhnliches Käsefrühstück wollte”. Als sich auch noch herrausstellte, dass sich hinter “Hash Browns” Rösti-Ecken aus geraspelte Kartoffeln verbergen, gab es kein zurück mehr.

Squee fand das Frühstück lecker aber zu teuer: “Genau die Mischung, die ich haben wollte. Mit Frischkäse, Schinken und Obst und ich habe keine Banane bekommen!” Nur das Rührei sei zu ungewürzt gewesen, aber dafür gebe es ja die schöne große Pfeffermühle. Insgesamt sei das Preisverhältnis etwas aus den Fugen geraten, da der Unterschied zwischen einfachen Angeboten und Frühstück mit kleinen Extras zu groß sei.

Besonders lobend soll noch die Kellnerin erwähnt werden, die sofort mit einem frischen Messer kam, als mir meins vom Tisch viel. Das fand ich – gerade zu Zeiten der WM-gestressten Servicekräfte – sehr aufmerksam. Schön wäre gewesen, wenn das Verhältnis zwischen Kellnern und Gästen besser als 1:alle gewesen wäre.

Milagro, Bergmannstr. 12, 10999 Berlin
Telefon: 030 / 692 23 03
www.milagro.de

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