Eigentlich wollten wir1 an jenem Morgen in die Tempobox. Aber die haben die Sache mit der Cocktailbar so ernst genommen, daß sie gar nicht offen hatten. Da gibt es anscheinend also nur noch Brunch zum Wochenende. Oder haben die Urlaub?
Dem Jeck hatte irgendwann mal jemand vom 100 Wasser erzählt. Da soll es ganz okay sein, nur ein paar Schritte die Simon-Dach-Straße runter. Und so ein bißchen künstlerisches Flair am Morgen kann ja auch nicht schaden, denn der Name des Restaurants geht auf den Künstler Friedensreich Hundertwasser zurück. 46halbe kennt das Lokal übrigens auch abends und kann durchaus eine Empfehlung für die dort servierten Steaks geben. Außerdem gibt es morgens dieses verlockende Angebot:
Ein verlockendes Angebot. Dafür schlafen wir aber zu lange.
Wir waren natürlich zu spät – aber egal. Also reingegangen, Platz gesucht, hingepflanzt. Wir sitzen noch keine Minute an unserem Platz, da stellt ein vordergründig flinker Kellner wortlos einen Brotkorb auf unseren Tisch. Und zwar so schnell, daß wir schon an einen Gedankenleser glaubten. Dann passierte erstmal nichts mehr. Es dauerte einige Minuten, bis er den Brotkorb ebenso wortlos wieder von unserem Tisch nahm, leider aber keine Speisekarte bei uns zurückließ. Wir warteten – das können wir mittlerweile echt gut.
Der Kellner erwies sich danach leider generell als wortkarg und gehetzt. Immerhin gab es dann doch irgendwann Speisekarten, die uns vor das übliche Problem stellten: Was soll denn jetzt gegessen werden? Bei immerhin fast dreißig Frühstücken mit und ohne Ei fiel die Entscheidung nicht eben leicht.
Aber in heldenhaftem Entscheidungswahn wurde auch diese Hürde gemeistert. 46halbe hatte das Frühstück California gewählt, Jeck nach langem Hin und Her das Kleine 100-Wasser-Frühstück. Die Getränke ließen dann erstmal eine Weile auf sich warten. Doch was ist eine Viertelstunde, wenn man sich viel zu erzählen hat? Und schon nach vierzig Minuten, die uns endlich ausgedehnt Gelegenheit gaben, uns mal wieder so richtig ausführlich auszusprechen, – wann hat man dazu heutzutage schon noch Gelegenheit? – kam das Frühstück.
Und sah irgendwie komisch aus. Lag wahrscheinlich an den Glastellern, darauf sahen die Zutaten irgendwie, ähm, abstrakt aus.
California 7,80 (Milchkaffee und frischgepreßter Orangensaft dabei)
Serviert werden sollten beim California zwei vegetarische Pasten, von denen leider nur eine auf dem Teller zu finden war. Es sei denn, man zählt die leckere Konfitüre als vegetarische Paste mit. Die stand nämlich nicht auf der Karte. Ansonsten war aber alles dabei: als Tsatsiki getarnter Kräuterquark, Avocadocreme, Erdnußbutter (!), etwas Obst und ein Spiegelei, das Jeck abgegriffen hat. Dazu war der Milchkaffee und der frischgepreßte Orangensaft im Preis inbegriffen. Die Brotscheiben und die Brötchen waren frisch und wohlschmeckend.
Kleines 100-Wasser-Mix 7,50, Milchkaffee war dabei
Der Kleine 100-Wasser-Mix war okay, wirkte aber so, als hätte jemand einfach drei Scheiben von jedem Zeug auf den Teller gelegt. Und es gab zu wenig Butter. Mit anderen Worten: ein Frühstück, daß man auch zuhause schnell hinbekommt. Aber da kann man wenigstens ordentlich Butter auf die Brote schmieren und muß keine Dreiviertelstunde warten.
Hingehen sollten alle, die viel Zeit zum Quatschen brauchen und leicht genervte Kellner aushalten oder wirklich früh am Morgen im Friedrichshain auf der Suche nach einem käuflichen Frühstück sind. Der Brunch soll übrigens wirklich gut sein. Wir werden bei Gelegenheit nochmal am Wochenende vorbeischauen und das nachprüfen.
100Wasser
Krossener Str. 14, 10245 Berlin
Telefon: 030 / 29 00 13 56
- Diesmal die Klassiker-Frühstücksrunde: Jeck und 46halbe. [↩]