Sowohl Als Auch

Das “Sowohl als auch” ist eines der Lokale im Prenzlauer Berg, das zum recht beliebten Klassiker geworden ist. Auch in der nun angebrochenen kühleren Jahreszeit lädt es zum gemütlichen Frühstücken ein. Da man dort problemlos zu jeder Tageszeit, auch schon mal um ein Uhr nachts, allerhand Leckereien bekommt, darf es natürlich in unserem kleinen Blog nicht fehlen. Ausweislich der Karte kann man von acht bis zwei Uhr morgens frühstücken.

Wir1 trafen uns diesmal zu einem späten Frühstück so gegen 20 Uhr. Offenbar war das kein gutes Omen, denn ganz im Gegensatz zu früheren Erfahrungen war das gastronomische Erlebnis diesmal eher unterdurchschnittlich. Obwohl wir einen kuschligen, unbeobachtbaren Platz ganz hinten in der Ecke ergattern konnten, sieht ein perfektes spätes Frühstück leider etwas anders aus.

Der obligatorische Lackmustest von starbug mußte diesmal entfallen. Er besteht darin, daß ein Eiskaffee bestellt wird, um die Güte des Kaffeeangebotes anhand der nach oben offenen Eiskaffeeskala zu messen. Es war aber schlicht zu kühl für Eiskaffee, befand starbug. Doch wir wußten ohnehin schon, daß es überaus guten Kaffee im “Sowohl als auch” gibt.

Roma

Roma: 7,60 €

Das Frühstück Roma war starbugs Wahl – ein gemischter Teller mit Wurst, Salat und Obst, alles nett arrangiert. Vielleicht lag es an der Uhrzeit, aber so richtiges Frühstücksfeeling wollte bei ihm dennoch nicht aufkommen. Natürlich können wir die dunkle Tageszeit nicht dem Lokal anlasten, die zwei verfaulten Trauben auf dem Teller allerdings schon. Er war nicht begeistert.

Sill hatte nach langem Überlegen und dann plötzlicher Spontanentscheidung das Frühstück Mykonos gewählt. Bevor es eintraf, vergaß die Kellnerin allerdings den bestellten Cappuccino (2,20 Euro). So saß sill eine Viertelstunde auf dem Trockenen – nicht nur hungrig, sondern auch durstig. Der mit dem Cappuccino mitgelieferte Keks konnte aber den Lapsus wieder etwas wettmachen.

Mykonos

Mykonos: 4,60 €

Das Frühstück bestand aus Rührei an Salat. Sill konnte keine wirkliche Aussage zum Geschmack machen, sie war derart hungrig, daß es innerhalb weniger Sekunden bereits verzehrt war. Sie lobte aber ausgiebig das zugehörige Brot: “Hat gerockt.” Die Brötchen erhielten hingegen einen Daumen nach unten. Im Kompressionstest fielen sie aufgrund zu hoher Entropie durch.

46halbe hatte sich für das deftige Frühstück St. Georgen entschieden. Es war geschmacklich nichts besonderes, vor allem aber war es praktisch kaum zu essen.

St. Georgen

St. Georgen: 6,20 €

Es bestand aus mit Schinken und Gewürzgurken belegtem Brot, überbacken mit Käse. Anbei gab es noch viel mehr der leider nur wenig schmackhaften Gurken – und natürlich die offenbar unvermeidlichen Tomaten. Da das unscharfe Messer für die Konsistenz des Essens leider unbrauchbar war, entfaltete sich zudem ein regelrechter Kampf mit den Zutaten. Es mag ein Frühstück für Liebhaber geschmacksarmer Gurken sein, die sich ihr Essen auch noch gern archaisch erobern wollen. Für mich war es ein Erlebnis, das ich nicht wiederholen möchte.

Hingehen sollten also alle, die guten Kaffee mögen, überaus leckeren frischen Kuchen von der angeschlossenen Bäckerei verzehren möchten, aber nicht unbedingt ein Frühstück im Sinn haben – schon gar keins mit massig Gurken.

Sowohl Als Auch

Kollwitzstraße 88 (Ecke Sredzkistraße), 10435 Berlin
Telefon: 030 / 442 93 11
www.tortenundkuchen.de

  1. 46halbe wollte diesmal mit sill und starbug schlemmen. []

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Hüftengold

Wir waren an einem Ort, den es eigentlich nicht gibt! Zumindest was den Namen angeht. Denn laut Wikipedia handelt es sich bei dem Wort „Hüftengold“ um eine „private Wortbildung“. Trotzdem war der Ort sehr sympathisch. Aber der Reihe nach.

Das Motto von Hüftengold ist „Mit Liebe gemacht“, und das meinen die auch so. Das beginnt schon bei den Tischen, die draußen auf der Strasse inmitten von Grünzeug stehen und den Charme von Großelterngartenmöbeln haben1. Außer einigen kaum störenden, ab und an vorbeifahrenden Dosentreibern und einem Feuerwehrauto sitzt man dort in der Oderberger Straße ruhig und gemütlich.

Auf dem Tisch stand ein leicht beschädigtes altertümliches Zuckerdöschen, das man so nur noch bei Oma findet. Da wünscht man sich doch glatt den imaginären Datenhandschuh zurück, damit der geneigte Leser ihn virtuell ergreifen könnte. Dazu lag eine schrill-pinkfarbene Hello-Kitty-Karte auf dem Tisch.

Es gab nur eine Kellnerin2, die ausgesprochen nett und zuvorkommend war. Der Latte macchiato stand schon noch zwei Minuten auf dem Tisch – wie es sich gehört mit einem Leitungswasser dazu.

„Von allem Etwas“ (8,70 €)

46halbe entschied sich für das Frühstück „Von allem Etwas“ mit einer unnachahmlichen „Power-Energie-Fruchtschorle“, die nicht nur Energie und Sexappeal für den ganzen Tag gab, sondern auch noch im Preis inklusive war. Das Frühstück war ein bißchen langweilig, ob wohl Minze auf den Toastscheiben lag – 46halbe war nicht unzufrieden.

Vermutlich war es die familiäre Atmosphäre, die Jeck dazu bewog, nach Jahren der Abstinenz mal wieder eine Ovomaltine zu versuchen. Die war sehr lecker3, aber da kann man ja auch kaum was falsch machen.

Zur Ovomaltine bestellte sich Jeck ein „Ipanema in the Morning“. Wie die Besitzerin des Hüftengold auf die Namen für die Frühstücke kam, konnten wir auch nach längerer Debatte nicht nachvollziehen. Aber es klingt allemal besser als „Gemischtes Frühstück“.

„Ipanema in the Morning“ (5,00 €)

Ipanema ist übrigens ein Ort der Reichen und Schönen in Rio, entsprechend als Frühstück für Jeck vollkommen angemessen. Allerdings korrespondierte die Butterarmut, die wir nun schon mehrfach beklagt haben, nicht mit dem Image des Frühstücks.

Später, als wir schon satt und zufrieden waren, sind wir wegen aufziehender Kälte in das Innere des Hüftengold4 umgezogen. Und während wir noch rätselten, mit welchem Heißgetränk wir uns wieder aufwärmen könnten, passierte das Unglaubliche.

Mit den Worten „Damit euch wieder warm wird“, wurde uns frischer Pfefferminztee5 serviert. Daran haben wir uns dann noch ein gutes Stündchen festgehalten. Der Tee war nicht nur lecker, sondern machte sich auf der Rechnung positiv durch Abwesenheit bemerkbar.

Verschwörungstheoretiker aufgepaßt: Wir haben uns natürlich schon gefragt, ob uns entweder Drogen verabreicht wurden oder uns vielleicht unser Ruf als Gourmetkritiker vorausgeeilt ist und der Tee unser erstes Bestechungsgetränk war. Der FiB-Ausschuss zur Wahrung der Wahrheit ist allerdings zu dem Schluß gekommen, daß es sich dabei um einen Akt der Nächstenliebe handelte, für den wir sehr dankbar sind.

In das kleine gemütliche Lokal sollten alle gehen, die Zeit für einen gemütlichen Morgen und natürlich keine Angst vor Hüftengold haben.

Hüftengold, Oderberger Str. 27, 10435 Berlin
Telefon: 030 / 41 71 45 00

Im Podcast erfahrt ihr etwas über eine der elementarsten Weisheiten der Welt und den Musikgeschmack von Herrn Pixelbrei.

  1. Ja, das ist als Kompliment gemeint []
  2. Es schien, sie hatte auch das Frühstück gemacht und wirkte entgegen den Gepflogenheiten in Berlin wie eine Festangestellte. Oder war es sogar die Besitzerin? []
  3. Genau wie früher! []
  4. Pictures in your Head! []
  5. Frisch, wie in „frische Blätter“. []

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Filed under À la carte, Podcast, Prenzlauer Berg

Eckstein

Es gibt Klassiker, bei denen kommt man gar nicht darauf, noch extra Worte zu verlieren: Frühstück in der eigenen Küche zum Beispiel oder Picknick im Park. Das Eckstein im Prenzlauer Berg ist so ein Stück Frühstücksgeschichte. Seit das ehemalige Kolonialwarengeschäft vor fast fünfzehn Jahren zur Bar umgebaut wurde, hat es viele Morgen vor dem gefährlichen Vakuum im Kühlschrank gerettet. Dieses Mal jedoch muß es sich der kritischen Betrachtung (und gerade wegen des Heimvorteils einer besonders kritischen Betrachtung) unterziehen lassen.

Das Eckstein befindet sich an der Ecke Raumerstraße/Pappelallee. Draußen gibt es Klapptische mit Bierbänken, aber auch eine Hollywoodschaukel – die Verkehrsgeräusche sind erträglich, dank aufgemotzten Mopeds sogar eher dörflich. Im Inneren gibt es ein paar nicht zu dicht gestellte Tische vor der Bar und zwei betischte Emporen – eine davon jedoch wegen der dort befindlichen Küche eher zugig. Besonderes Feature des Ecksteins sind Rühreier, Smoothies und Pancakes.

Innenansicht mit Empore: kostenlos

An dem sonnigen Morgen war das Restaurant gut gefüllt und unser Tisch füllte sich etappenweise. Die daraus resultierende asynchrone Bestellweise verkraftete das zuvorkommende und gutgelaunte Personal mit Latte-Zubereitungszeiten von bis zu unter zwei Minuten1 ausreichend gut – ähnlich wie die zugegeben blöden Witze eines der Tester. Die Meßgruppe war mit zwei verkaterten Fleischessern und zwei nicht-verkaterten Vegetariern gut gestreut – eine Placebo-Kontrollgruppe gab es jedoch nicht. Der große Latte macchiato kostete 2,60 Euro, ein extra-Shot Espresso fünfzig Cent. Zur preislichen Orientierung: Französisches Frühstück kostet 4,20 Euro, und als besonderes Extra für den Schmierfaulen gibt es zwei fertig belegte Bemmen als „Berliner Frühstück“.

Der Latte macchiato war durchschnittlich lecker, für den Kaffee konnte hannes – Koffeinjunky und ausgewiesener Kaffeeexperte – jedoch nur das vernichtende Urteil „man braucht Zucker“ vergeben. Sill genehmigte sich einen Himbeersmoothie mit Apfelsaft für 3,20 Euro und war sichtlich angetan. franks Wahl fiel auf das Skandinavische Frühstück, hannes und sill wählten beide das Kanadische Frühstück, während erdgeist seiner Tradition treu ein gemischtes Frühstück – hier „Allerweltsfrühstück“ – bestellte.

Skandinavisches Frühstück: 6,50 €

Das Skandinavische Frühstück hielt einen laut frank „amtlichen Haufen“ Lachs bereit und kam mit Shrimpsrührei, Gemüse, Salat, Butter sowie in je einem Töpfchen Avocadocreme, Dijonsenf und Meerrettich. Während frank vom Rührei durchweg begeistert war, lockte ihm die lasche Avocadocreme nur ein Gähnen hervor, das von der in vegetarischen Ausbildungslagern trainierten sill auch bestätigt wurde.

Kanadisches Frühstück: 5,50 €

Ein Kanadisches Frühstück besteht im Eckstein aus zwei Pancakes. Hannes wählte der Abwechslung wegen neben dem üblichen Blaubeer- ein Bananenpancake. Dazu gibt es Ahornsirup und Dekorobst. Die Blaubeerpancakes sind nach sills Aussage die Referenzdarreichung in Berlin. hannes hätte quantitativ ein wenig mehr für den Preis und seinen Hunger begrüßt – mußte aber nach dem Verzehr zugeben, daß diese nur scheinbar unscheinbar aussahen, es aber doch ganz schön in sich hatten.

Da wir aus früheren Fehlern gelernt und die erste sich bietende Wespe frühzeitig kalt- und zur Warnung im Fenster ausgestellt hatten, stellte das Essen der Pancakes keine entomologische Herausforderung dar. Es soll lobend erwähnt werden, daß sich die Speisekarte zum Wespenjagen eignet.

Allerweltsfrühstück: 5,60 €

Das Allerweltsfrühstück wartete mit vier frischen Wurstsorten, zwei Lagen Lachs, Gorgonzola, Camembert, Käsescheiben in drei Sorten, Marmelade satt, einem Ei, Obstsalat, selbstgemachtem Kräuterquark, Dekorobst und Tomaten auf. Kurzum: Sehr reichlich und nichts aus der Packung. Da es keinen Eierlöffel gab, mußte das offensichtlich nicht korrekt abgeschreckte Ei händisch geöffnet werden und lief prompt über unseren Notizen aus. Den Grund für das wäßrige Ei vermuten wir irgendwo um das Konzept „Vorkochen“.

Der zu den Selberschmier-Frühstücken gereichte Brotkorb beinhaltete sehr leckere, frische Ostschrippen und delikates Vollkornbrot. Alles in allem ist das Allerweltsfrühstück eines der bestausgestattetsten gemischten Frühstücke in der Gegend. Der Teller war spannend, aber leider nicht zu schaffen. Auch Salatkopf-Care-Pakete an den noch nicht vollständig gesättigten hannes führten nicht zur erhofften Abnahme des Essensbergs.

Hingehen sollten alle mit und ohne Kater, die Frühstück satt und dabei von 14 Jahren Erfahrung am Kunden profitieren wollen, keine Mittepack-Allergie haben und kein Internet beim Frühstück brauchen.

Eckstein
Pappelallee 73
, 10437 Berlin
Telefon: 030 / 441 99 60

Eckstein

  1. Da sein erster Kaffee „gefühlte zehn Minuten gedauert“ hat, besteht hannes darauf, die Durchschnittszeit mit fünf Minuten anzugeben. []

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Filed under À la carte, Prenzlauer Berg

Rote Harfe

In der Nähe des SO36 in der Oranienstraße befindet sich die Rote Harfe, ein Lokal mit langer Tradition. Heute firmiert es als “Orient-Lounge” mit neuem Besitzer, aber verändertem Konzept. Das konnten wir1 nicht ahnen, als wir uns dort zum Frühstück trafen. Da es trotz Sonnenscheins etwas zu kühl zum Draußensitzen war, entschieden wir uns für einen kleinen Tisch drinnen am Fenster.

Beim Eintritt empfing uns an der großen Kreidetafel der Hinweis auf das Wochen-Special: Baby-Steinbutt in Nußbutter mit Fenchel. Ui, das klang erstmal einladend, allerdings nicht zum Frühstück. Wenig später hatten wir die Speisekarten und den obligatorischen Latte macchiato (für 2,60 Euro) auf dem Tisch, der zu unserer Freude mit Wasser serviert wurde. Während wir wie immer unschlüssig die Wahl der Frühstücke diskutierten und uns das Wasser bereits im Munde zusammenlief, warteten wir darauf, bestellen zu können.

Wir warteten und warteten. erdgeist hatte sich längst für das Kleine Gemischte Frühstück entschieden, 46halbe hatte aufgrund unterdurchschnittlichen Hungers das Französische Frühstück gewählt. Irgendwann hatten wir bereits Schwächeanfälle wegen Unterzuckerung und fragten verzweifelt, aber höflich nach, ob wir bestellen dürften.

 

Kleines Gemischtes Frühstück: 5,40 €

Das Kleine Gemischte Frühstück kam nur wenige Minuten nach der erfolgreichen Bestellung und bestand aus Cervelatwurst, Schinken und Käse, sämtlich aus der Packung, sowie Camembert, Marmelade und Ei. Die unliebsame optische Zusammenstellung ohne Obstgarnitur, aber mit etwas Salat zauberte kein Lächeln auf erdgeists Gesicht. Auch der sofortige Ei-Verzehr änderte seine Stimmung nicht zum Besseren, denn dieses hatte offenbar nur sehr kurzen Kontakt mit heißem Wasser gehabt, war entsprechend weich, sehr weich.

Obwohl hungrig, fand erdgeist das Frühstück insgesamt fad und trocken. Die in Kreuzberg irgendwie deplazierte R’n’B-Musik, die uns die ganze Zeit etwas zu laut um die Ohren wehte, senkte die Stimmung zusätzlich. Nicht einmal die sekundären Geschlechtsmerkmale, welche die Kellnerin offenbar in aufmunternder Absicht deutlich exponierte, konnten erdgeist erfreuen.

Französisches Frühstück 

Französisches Frühstück: 4,10 €

46halbes Französisches Frühstück, das mit einem Milchkaffee serviert wurde, war übersichtlich, aber nett arrangiert. Das Croissant schmeckte zwar frisch, war aber recht mickrig. Das Preis-Leistung-Verhältnis war dennoch insgesamt angemessen.

Ein bereits aus einem anderen Lokal bekanntes Johannisbeeren-Problem soll hier nicht unerwähnt bleiben und mal grundsätzlich diskutiert werden. Ja, Johannisbeeren sind als saisonales Obst eine vorzügliche Idee als Garnitur und Farbtüpfelchen auf einem liebevoll dekorierten Teller. Sie schmecken nicht nur süß, sondern beerig-frisch und haben sogar das Potential, beim geneigten Gast gute Laune zu erzeugen und zugleich unbewußt mehr Trinkgeld aus ihm herauszukitzeln. Denn ist das Frühstück beispielsweise als Anbahnung intimer Beziehungen geplant, kann man die roten Beeren hingebungsvoll bis erotisch von der Rispe knabbern. Auch wenn der Frühstückspartner eher langweilig palavert, eignen sich die Johannisbeeren zum kreativen Zeitvertreib.

Ungewaschen werden sie jedoch zur Frühstücksbewertungsfalle! Denn sind sie nicht gewaschen, wird der Schmutz auf den Früchtchen zum Hingucker und offenbart lieblose Behandlung der zu verzehrenden Speisen vor dem Servieren. Und wie wir nicht nur aus diesem Blog, sondern auch aus hochwissenschaftlichen Forschungen wissen, reden die Gäste viel häufiger über Störendes, seien es auch Kleinigkeiten, als über Erfreuliches, das wie selbstverständlich hingenommen wird.

Hingehen sollten also alle, die sich in Kreuzberg sowieso etwas deplaziert fühlen, vom Fenster aus aber ein gutes Stück der Oranienstraße beobachten möchten, sich nicht daran stören, wenn das Abräumen ein Viertelstündchen dauert und deren Erwartungen ein Durchschnittsfrühstück nicht übersteigen.

Rote Harfe
Oranienstraße 13, 10999 Berlin
Telefon: 030 / 618 44 46
Rote Harfe

  1. 46halbe war wieder mit erdgeist frühstücken. []

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Filed under À la carte, Kreuzberg

Vivolo

Am zentral gelegenen Hackeschen Markt geht man ja als Berliner eigentlich nicht frühstücken, denn sich als Einheimischer unter die Touristen zu mischen, kommt normalerweise aus Prestigegründen nicht in Frage. Auch erwartet man überzogene Preise, unfreundliche Kellner, herumirrende Passanten und übervolle Lokale.

Aus Zeitgründen mußte allerdings diesmal eine Ausnahme gemacht werden. Wenn man zum Frühstücken nur etwa eine Stunde übrig hat und sich gerade in Mitte befindet, gilt das wohl als valide Ausrede, in eines der Restaurants in den S-Bahn-Bögen am von manchen Berlinern etwas liebkosend Hackmarkt genannten Platz zu gehen. Wir1 kehrten recht wahllos in das erstbeste Lokal ein, das Vivolo. Gemütlich setzten wir uns unter die breiten Sonnenschirme, es waren nur wenige andere Tische besetzt, also keine Spur von Touri-Schnellversorgungsgastronomie.

Nach kurzer Lektüre und Analyse der zehn verschiedene Frühstücke umfassenden Speisekarte, entschied sich 46halbe für “Sevilla”, fh wählte “Deportivo”. Wie die Namen schon vermuten lassen, bietet das Vivolo spanische Küche.

Sevilla       

Sevilla: 7,50 €

Sevilla und Deportivo wurden inklusive Heißgetränken serviert, womit die stolzen Preise einigermaßen zu rechtfertigen sind. Da wir beide bereits vor dem Durchsehen der Karte gierigerweise einen Latte macchiato (für je 3 Euro) geordert hatten, waren wir nun dem doppelten Koffeineinfluß ausgesetzt. Wir sahen dies jedoch nicht als Schaden an – im Gegenteil.

Zu dem Sevilla-Frühstück gehörten drei Crepes, die mit Pistazienkrümeln und Puderzucker bestreut und mit Erdbeerstückchen garniert waren. Dazu gab es Honig und zwei Marmeladen sowie einen Obstsalat. Insgesamt eine wohlschmeckende Kombination, die 46halbe jederzeit nochmal bestellen würde.

Deportivo  

Deportivo: 5,90 €

Zum Frühstück Deportivo gehörte außer dem schon erwähnten Heißgetränk noch ein kleiner frischgepreßter Orangensaft. Auf die Frage, wie es denn schmeckt, antwortete fh nur mit einem wohligen Knurren. Denn mit vollem Mund redet man nicht, wie wir aus unserer guten Kinderstube alle wissen. Später merkte er an, daß etwas Honig als Beigabe zu den Corn Flakes, dem Joghurt und dem Obstsalat noch besser gewesen wäre.

Das Frühstück hätte ein unerwartet angenehmes Erlebnis werden können, allerdings gab es zwei weniger erfreuliche Einschränkungen. Die eine sei durch das folgende Bild illustriert:

Wespen 

Wespen: kostenlos, viele

Es wurde zunehmend schwieriger, das leckere Frühstück zu genießen, denn die überaus schnelle interne Kommunikationsstruktur der ansässigen Wespen führte ein ganzes Heer dieser einzeln kaum störenden Zick-Zack-Flieger an unseren Tisch. Wir mußten letzten Endes kapitulieren und haben den Rest des nicht vollständig verzehrten Essens vordergründig den surrenden, sich darin suhlenden Viechern überlassen.

Hintenrum haben wir aber die Kellnerin gerufen, die uns nur wissend und etwas mitleidig anguckte und dann die Teller mitnahm. Nachdem das Essen abgeräumt war, ließ die Wespenplage zwar etwas nach, aber offenbar wollten die nun ungehaltenen Insekten ihrem Unmut über unsere mangelnde Kooperation beim Aufteilen der süßen Nahrung weiterhin deutlich machen.

Hingehen sollten also im Sommer nur Nicht-Wespen-Allergiker, die nicht auf den Pfennig, ähm Cent achten müssen, aber sympathisch und nett bedient werden möchten, vielleicht danach noch auf einen Sprung zur nahegelegenen Museumsinsel gehen und beim Frühstück ein paar Touris begucken wollen.

Vivolo, Am Zwirngraben 11-12, 10178 Berlin
Telefon: 030 / 246 31 933
Vivolo

  1. 46halbe hat mit fh gefrühstückt. []

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Filed under À la carte, Mitte

Marx

Einen malerischen Blick auf das tiefste Kreuzberg 36 bieten die unauffälligen vier Tische, die am Spreewaldplatz vor dem Marx1 die beiden Frühstückstester2 einluden. Es sollte eigentlich ein Geburtstagsfrühstück werden, nur der Jubilar hatte kurzfristig absagen müssen. Da das natürlich kein Grund ist, ein Frühstück gänzlich abzusagen, hatten wir uns entschlossen, das Marx allein zu testen.

Nach einem leckeren Milchkaffee (2,40 Euro) an der frischen Luft zogen uns Socializing-Umstände ins Innere des geräumig eingerichteten Restaurants. Dort wurden wir von einer über den Köpfen thronenden Marx-Büste empfangen, die an die große Statue früher in der Innenstadt von Karl-Marx-Stadt3 erinnerte.

Marx: kostenlos

Was als erstes auffiel: Der Kellner war dermaßen freundlich, ja gradezu herzlich, daß man unverzüglich gute Laune bekommen mußte. Hinzu kam, daß er über die gesamte Zeit aufmerksam alle Wünsche quasi von unseren Augen ablas – und einfach sexy war. Da das Marx nicht nur Frühstück serviert, sondern auch Bar und Cafe ist, werden wir nicht umhin kommen, diesen überdurchschnittlich guten Service demnächst mal nachts zu testen.

Als wir den ersten Blick in die Karte wagen wollten, fiel uns am Nebentisch ein äußerst delikat aussehendes Frühstück ins Auge. Nachfragen ergaben, daß es sich um das “Bauernfrühstück” handelte, was für 6,50 Euro zu haben ist. Das Bauernfrühstück beinhaltete eine wirklich große Portion Rührei mit Kartoffeln und Salat. Nur aufgrund der im Sommer üblichen knappen Bekleidung und der damit einhergehenden Offenlegung menschlicher Problemzonen entschieden wir uns dagegen. Es fiel schwer.

Die Karte zeugte von tiefem Verständnis für das Bedürfnis, auch am frühen Morgen die Wahl zwischen dem bürgerlichen Konzept eines ausgewogenen Frühstücks, dem Öko-Vegan-Politisch-Korrekt-Essen und deftigen Mahlzeiten zu haben – wir konnten den Tischnachbarn beim Mittag zuschauen, und hätten bis 19 Uhr die Option gehabt. Schließlich entschied sich erdgeist für ein Kleines Frühstück.

Kleines Frühstück: 4,80 €

Wir mußten nicht lange warten: Das Kleine Frühstück bestand aus einem Ei, Schinken, Wurst und etwas Obst, dazu zwei Käsesorten, Kräuterquark, Gurkenscheiben, etwas Salat und Marmelade. Es war nicht nur lecker, sondern auch angenehm sättigend (im Gegensatz zu Kreationen, die man im Laufe des Verzehrs wegen “zu trocken” oder “Gemüse alle” gelangweilt liegenläßt), so daß die verdauungsfördernden späteren Latte macchiato (2,50 Euro) mit euphorischer Freude geordert wurden. Der selbstgemachte Quark harmonierte mit allen anderen Komponenten, die Apfelsinen hielten prima Schalenmaterial zum Aschenbecherverstopfen bereit, und ganz besonders Kleinigkeiten wie die Alfafasprossen rundeten das Ganze ab. Einzig die Oliven störten den Gesamteindruck, konnten aber rechtzeitig auf dem Teller eines unaufmerksamen Speisenden am Nebentisch entsorgt werden.

Das Natürliche Frühstück: 6,00 €

Das Natürliche Frühstück beinhaltete einen Bourbon-Vanille-Joghurt mit Obst, der positiv auffiel, da er nicht so süß war, wie man es bei den typischen Plastebecher-Joghurts gewöhnt ist. Ansonsten gab es neben dem Brot und den Baguettescheiben Gurkenstückchen, Guacamole, Alfafasprossen, eine süßliche, zart gewürzte Paprikapaste sowie einen etwas spartanischen Rohkostsalat. 46halbe will da nicht meckern, sie hatte ja das “Natürliche” geordert, da brauch sie kein großes Dressing oder anderen Bohei erwarten – das Frühstück war auch so genau das, was zu diesem Morgen paßte. Der frischgepreßte, leicht bittere Orangensaft rundete das Frühstück ab.

Hingehen sollten alle, die einen individuellen Start in den Tag suchen und sich dabei nicht von Konventionen aufhalten lassen möchten, oder jene, die eh noch in Kreuzberg auf der Piste sind, und die berühmten langen Nächte mit einem stilvollen und entspannten Snack beschließen wollen. Eigentlich ist das schon fast ein Hingehen-Befehl, wir können unsere vordergründige Sympathie für das Marx nicht verhehlen.

Marx, Spreewaldplatz 6, 10999 Berlin
Telefon: 030 / 611 41 47

  1. Spreewald und Marx in West-Berlin! []
  2. erdgeist und 46halbe haben die Frühstücke genossen. []
  3. für die Wessis: Chemnitz. []

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Filed under À la carte, Kreuzberg

100wasser

Eigentlich wollten wir1 an jenem Morgen in die Tempobox. Aber die haben die Sache mit der Cocktailbar so ernst genommen, daß sie gar nicht offen hatten. Da gibt es anscheinend also nur noch Brunch zum Wochenende. Oder haben die Urlaub?

Dem Jeck hatte irgendwann mal jemand vom 100 Wasser erzählt. Da soll es ganz okay sein, nur ein paar Schritte die Simon-Dach-Straße runter. Und so ein bißchen künstlerisches Flair am Morgen kann ja auch nicht schaden, denn der Name des Restaurants geht auf den Künstler Friedensreich Hundertwasser zurück. 46halbe kennt das Lokal übrigens auch abends und kann durchaus eine Empfehlung für die dort servierten Steaks geben. Außerdem gibt es morgens dieses verlockende Angebot:

Ein verlockendes Angebot. Dafür schlafen wir aber zu lange.

Wir waren natürlich zu spät – aber egal. Also reingegangen, Platz gesucht, hingepflanzt. Wir sitzen noch keine Minute an unserem Platz, da stellt ein vordergründig flinker Kellner wortlos einen Brotkorb auf unseren Tisch. Und zwar so schnell, daß wir schon an einen Gedankenleser glaubten. Dann passierte erstmal nichts mehr. Es dauerte einige Minuten, bis er den Brotkorb ebenso wortlos wieder von unserem Tisch nahm, leider aber keine Speisekarte bei uns zurückließ. Wir warteten – das können wir mittlerweile echt gut.

Der Kellner erwies sich danach leider generell als wortkarg und gehetzt. Immerhin gab es dann doch irgendwann Speisekarten, die uns vor das übliche Problem stellten: Was soll denn jetzt gegessen werden? Bei immerhin fast dreißig Frühstücken mit und ohne Ei fiel die Entscheidung nicht eben leicht.

Aber in heldenhaftem Entscheidungswahn wurde auch diese Hürde gemeistert. 46halbe hatte das Frühstück California gewählt, Jeck nach langem Hin und Her das Kleine 100-Wasser-Frühstück. Die Getränke ließen dann erstmal eine Weile auf sich warten. Doch was ist eine Viertelstunde, wenn man sich viel zu erzählen hat? Und schon nach vierzig Minuten, die uns endlich ausgedehnt Gelegenheit gaben, uns mal wieder so richtig ausführlich auszusprechen, – wann hat man dazu heutzutage schon noch Gelegenheit? – kam das Frühstück.

Und sah irgendwie komisch aus. Lag wahrscheinlich an den Glastellern, darauf sahen die Zutaten irgendwie, ähm, abstrakt aus.

California 7,80 (Milchkaffee und frischgepreßter Orangensaft dabei)

Serviert werden sollten beim California zwei vegetarische Pasten, von denen leider nur eine auf dem Teller zu finden war. Es sei denn, man zählt die leckere Konfitüre als vegetarische Paste mit. Die stand nämlich nicht auf der Karte. Ansonsten war aber alles dabei: als Tsatsiki getarnter Kräuterquark, Avocadocreme, Erdnußbutter (!), etwas Obst und ein Spiegelei, das Jeck abgegriffen hat. Dazu war der Milchkaffee und der frischgepreßte Orangensaft im Preis inbegriffen. Die Brotscheiben und die Brötchen waren frisch und wohlschmeckend.

Kleines 100-Wasser-Mix 7,50, Milchkaffee war dabei

Der Kleine 100-Wasser-Mix war okay, wirkte aber so, als hätte jemand einfach drei Scheiben von jedem Zeug auf den Teller gelegt. Und es gab zu wenig Butter. Mit anderen Worten: ein Frühstück, daß man auch zuhause schnell hinbekommt. Aber da kann man wenigstens ordentlich Butter auf die Brote schmieren und muß keine Dreiviertelstunde warten.

Hingehen sollten alle, die viel Zeit zum Quatschen brauchen und leicht genervte Kellner aushalten oder wirklich früh am Morgen im Friedrichshain auf der Suche nach einem käuflichen Frühstück sind. Der Brunch soll übrigens wirklich gut sein. Wir werden bei Gelegenheit nochmal am Wochenende vorbeischauen und das nachprüfen.

100Wasser
Krossener Str. 14, 10245 Berlin
Telefon: 030 / 29 00 13 56

  1. Diesmal die Klassiker-Frühstücksrunde: Jeck und 46halbe. []

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Filed under À la carte, Friedrichshain

Nola’s am Weinberg

Die Schweizer sind bekannt für ihr etwas langsameres Herangehen an die Dinge des Lebens. Das Nola’s in der Nähe der Veteranenstraße zeigt sich, ausweislich der Speisekarte, als Berliner Refugium schweizerischer Lebensart und Küche. Entsprechend dauerte es eine Viertelstunde, ehe ich mein bestelltes koffeinhaltiges Heißgetränk bekommen habe.

Die Wartezeit hat mich aber in keiner Weise bekümmert, denn das Nola’s am Weinberg ist einmalig günstig gelegen. Von der großen Terrasse blickt man auf einen Seerosenteich, der ehedem ein Goldfischteich gewesen ist. Obwohl es sich zentral in Berlin-Mitte befindet, bietet der Weinbergpark die Illusion des Mitten-im-Grünen-Sitzens. Man hört nicht mal mehr viel vom Verkehr auf der Brunnenstraße, gedämpfte Stadtatmosphäre also.

Als dann mein Frühstücksgast eintraf1, dem ich übrigens den Tip für das Nola’s verdanke, wechselten wir2 auf der riesigen Terrasse zu einem schattigeren Tisch, denn es drohte ein veritabler Sonnenbrand. Dann wurde die nicht eben lange Frühstückskarte inspiziert. Ich habe das “Gmischte Frühstück” gewählt.

Gmischtes Frühstück  

Gmischtes Frühstück: 6,50 €

Es war eine gute Wahl, schon weil keine einzige Tomate als Deko auf dem Teller lag. Yeah! Der Quark mit Paprika und Kräutern konnte uneingeschränkt überzeugen, aber so richtig großartig war die Erbeermarmelade. Köstlich! Dazu gab es verschiedene Brotsorten und Brötchen, Wurst, Käse, etwas Obst. Alles frisch oder zumindest eben erst aus der Packung genommen.

Die Kellner blieben weiterhin zwar freundlich, aber ausgesprochen lahm. Nur das interessante Bestell-Eingabe-Gadget, das an ihnen befestigt war, erregte unsere Aufmerksamkeit. Wir hielten es zunächst für irgendein DECT-Dingens, spätere Recherche ergab aber, daß eine Firma aus Österreich die Geräte fabriziert und RF-Technologie mit SMS-Integration verwendet wird.3

Amerikanisches Frühstück  

Amerikanisches Frühstück: 8,50 €

Ach ja, mal Gadgets beiseite, erdgeist hatte das Amerikanische Frühstück geordert. Er war lange nicht so begeistert wie ich. Das lieblose Rührei war offenbar nichts besonderes, ohne nennenswerte Gewürze oder Kräuter. Der Bagel war lapprig und mit zuviel Quark bestrichen. Auch die Pancakes haben ihn nicht froh gemacht, und die Obstelemente waren zu rar. Alles in allem konnte die Leistung nicht mit dem Preis mithalten, wie mir erdgeist versicherte.

Wir waren übrigens nicht die einzigen hungrigen Gäste. Um uns herum rotteten sich unablässig Spatzen zusammen, die schon mal bis auf den Tisch flogen. Die Wespen hat mein heldenhafter Begleiter hingegen todesmutig abgewehrt. Bei der Menge an Spatzen war das eher aussichtslos.

Umsonstspatzen  

Spatzen: kostenlos

Wer also im Grünen auf einer großen Terrasse sitzen möchte, den ehemaligen, 1740 aufgrund des strengen Winters liquidierten Weinberg begucken und genießen will, dabei keine Insektenallergie hat und vielleicht ein paar Dealer im Park beobachten möchte, ist im Nola’s richtig.

Nola’s am Weinberg, Veteranenstraße 9, 10119 Berlin
Telefon: 030 / 440 40 766
www.nola.de

  1. Ich war mal wieder überpünktlich. Jaha, Herr Pixelbrei, auch wenn es Ihnen unrealistisch erscheinen mag. []
  2. Die Frühstücke haben 46halbe und erdgeist bewertet. []
  3. Wir bleiben dran! []

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Filed under À la carte, Mitte

Entwederoder

Wenn es schon vormittags so richtig warm ist in Berlin, möchte man zum Frühstück gern unter schattigen Bäumen sitzen. Natürlich bietet unsere Hauptstadt auch hier Gelegenheiten. Das Entwederoder in der Oderberger Str. bietet die kühle Luft unter Bäumen und dazu eine angenehm kuschlige Atmosphäre.

Kaum daß wir1 uns draußen an einen der Tische mit den spartanischen Holzbänken gesetzt hatten, wurde ich auf das Frühstücks-Mörderfeature hingewiesen: das “Oderberger Spezial” für 11,90 Euro. Das würde für mindestens drei Menschen ausreichen, sofern die Personen nicht komplett ausgehungert seien. Leider waren wir nur zu zweit und zudem grade nicht übermäßig hungrig. Ich möchte die Empfehlung aber dennoch gern weitergeben.

Auch das komplette Gegenteil als Frühstücksauswahl hat die Karte zu bieten. Wer die Fesseln der Normalsterblichen schon abgelegt hat, sich morgens so richtig elend fühlt und diesen Zustand beibehalten möchte, der kann sich das “Italienische Frühstück” für zwei Euro ordern. Man bekommt einen Espresso mit Wasser und einer Zigarette. Naja, wir entschieden uns beide unterdessen doch lieber für je ein “Gemischtes Frühstück”.

Gemischtes Frühstück   

Gemischtes Frühstück: 6,60 €

Man bekommt was draufsteht: gemischte Käse- und Wurstsorten mit etwas Obst. Dazu Kräuterquark, ohne den ein Frühstückslokal eigentlich meistens schon verloren hat. Für umgerechnet 13 Mark steht ein reichliches, nett arrangiertes, vielleicht etwas gewöhnliches Frühstück auf dem Tisch. Ach damn, ich wollte endlich aufhören mit der Mark-Umrechnung..

Ich vermute, ich habe hier schon mehrfach erwähnt, daß ich keine Tomaten mag. Da ich im Laufe der Jahre verschiedene Strategien getestet habe, die alle das Ziel verfolgen, die Tomatendeko auf meinem Teller loszuwerden, versuchte ich diesmal die meist erfolgreiche Taktik der direkten Ansprache. Dem sehr bemühten, auf eine ausgesprochen sympathische Weise verpeilten Kellner2 erklärte ich also geradeheraus, daß ich keinerlei Tomaten möchte.

Tomatenhaufen   

Obligatorischer Tomatenhaufen: gratis dabei

Auf dem Weg von meiner Bestellung zur Küche muß eine Art Reality Distortion Field aufgepoppt sein, denn ich erhielt einen extragroßen Tomatenhaufen. Entsprechend hatte erdgeist nun ein Tomatenfrühstück, denn ich konnte ihn zum Tausch überreden.

Während der erste von später weiteren Akkordeonspielern aufspielte und wir unsere Frühstücke verzehrten, unterhielten wir uns über die ein wenig punkige Einrichtung des Lokals inmitten der versnobbenden Stadtteilverottung und stellten uns vor, wie beispielsweise Element of Crime hier sitzen und über den Sinn des Lebens diskutieren würden.

Wer also an einem warmen Sommertag ein schattiges Lokal sucht, das Erdnußbutter serviert, dabei ein ordentliches Preis-Leistung-Verhältnis hat und wer nichts gegen Akkordeonspieler mit Sammelbüchsen hat, ist im Entwederoder richtig.

Entwederoder, Oderberger Straße 15, 10435 Berlin
Telefon: 030 / 44 81 382

  1. Die Frühstücke haben 46halbe und erdgeist verzehrt. []
  2. Auf der Rechnung stand: “Es bediente Sie: Morgensonne”. harhar []

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Mathes & Lautz

Damals, vor langer Zeit, als Blogs noch eine Nebenbeschäftigung für Nerds waren, war ein Besuch bei Mathes & Lautz der Auslöser für unsere Bemühungen hier. Es war der schnöselige Kellner und die vergammelten Johannisbeeren, die uns zu Web2.0-Spacken werden ließen. (Den alten Artikel gibt es im Archiv.)

Nun also der zweite Versuch. (Wie genau es dazu kommen konnte, erfahrt ihr in aller Ausführlichkeit im Podcast am Ende des Artikels.)

1. Gang vom Buffet, links Filterkaffee, rechts Beuteltee. Alles inklusive: 9,20 €

Als kompetente Fachjury sind diesmal Squee, 46halbe, Redeemer und Jeck Pixelbrei am Start. Die Jury ist nicht nur zu gleichen Teilen mit männlichen und weiblichen Teilnehmern besetzt, sondern auch zur Hälfte mit unvorbelasteten Essern, die noch nie hier waren.

Das Frühstücksangebot ist stark eingeschränkt. Werktags ist kein
Frühstück mehr erhältlich, nur am Wochenende gibt es für sagenhafte 9,20 Euro ein Brunchbuffet. Der Preis ist deftig, allerdings sind Filterkaffee, verschiedene Teesorten, Milch und Kakao dabei.

Redeemer möchte an dieser Stelle betonen, daß kein einziges Ei oder eiähnliches Produkt am Buffet erhältlich war. Das kann man zwar nachkaufen, aber für den Preis hätten wir wenigstens ein kleines Frühstücksei erwartet. Da wir bis jetzt nur die Regel kannten “Enthalten ist, was auf dem Tisch steht”, sind wir davon ausgegangen, daß es Ei nur für Extra-Geld gibt.

Aber Herr Mathes hat uns nochmal eine Mail geschickt und darauf hingewiesen, daß alle Eispeisen im Preis enthalten sind, aber extra geordert werden müssen. Das hätte ja mal jemand sagen können. Jetzt ist nur noch die Frage, ob hier Ei-Sparerei betrieben wird oder die Eier extra-frisch auf den Tisch kommen sollen…

2. Gang, rechts sieht man die Wraps.

Einziger Höhepunkt waren die frischen Erdbeeren mit Vanillesoße und die sehr leckere Creméspeise mit wahrscheinlich echter Bourbonvanille.

Ansonsten war das Buffet okay. Alles, was aufgetischt wurde, war von guter Qualität: Schweinefleisch mit Zwiebelsoßenschmonz; geschnittene Wraps mit Schinken und Salat; eingelegte, etwas vermanschte Garnelen und gebratene Speckstreifen haben wir gerne gegessen, auch wenn sie nicht überragend waren.

Und genau das ist der Punkt, warum wir keine bedingungslose Empfehlung für das Frühstücksbuffet bei Mathes & Lautz aussprechen können. Bei einem Preis, der deutlich über dem Berliner Standard liegt, erwarten wir mehr. Das Buffet ist wie gesagt in Ordnung – aber das war es dann auch. Kein dunkles Brot, fast keine Zutaten, nach denen man sich wirklich die Finger leckt, irgendwie vermissen wir das besondere Flair.

Klar, letztlich kommt man billiger weg, wenn man keine zusätzlichen Getränke ordert. Aber Filterkaffee und Beuteltee (Jacobs und Meßmer) sind schon lange tot und nicht wirklich jedermanns Sache.

Der Beweis: Die Beeren sind gut!

Was uns sehr gefreut hat, ist, daß die Kellnerinnen im Gegensatz zum letzten Besuch sehr freundlich, zuvorkommend und aufmerksam waren. Und: Die Johannisbeeren waren dieses Mal sauber.

Also: Hingehen sollten alle, die für unter zehn Euro gutes Frühstück ohne Ei aber mit Filterkaffee möchten, daß wirklich satt macht und sich unter handtaschentragenden Hochsteckfrisurenträgerinnen wohlfühlen.

Mathes & Lautz, Kollwitzstraße 87, 10435 Berlin
Telefon: 030 / 44 32 83 20
www.matheslautz.de

Und jetzt gibt es noch den versprochenen Podcast:

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