Monthly Archives: Juli 2007

100wasser

Eigentlich wollten wir1 an jenem Morgen in die Tempobox. Aber die haben die Sache mit der Cocktailbar so ernst genommen, daß sie gar nicht offen hatten. Da gibt es anscheinend also nur noch Brunch zum Wochenende. Oder haben die Urlaub?

Dem Jeck hatte irgendwann mal jemand vom 100 Wasser erzählt. Da soll es ganz okay sein, nur ein paar Schritte die Simon-Dach-Straße runter. Und so ein bißchen künstlerisches Flair am Morgen kann ja auch nicht schaden, denn der Name des Restaurants geht auf den Künstler Friedensreich Hundertwasser zurück. 46halbe kennt das Lokal übrigens auch abends und kann durchaus eine Empfehlung für die dort servierten Steaks geben. Außerdem gibt es morgens dieses verlockende Angebot:

Ein verlockendes Angebot. Dafür schlafen wir aber zu lange.

Wir waren natürlich zu spät – aber egal. Also reingegangen, Platz gesucht, hingepflanzt. Wir sitzen noch keine Minute an unserem Platz, da stellt ein vordergründig flinker Kellner wortlos einen Brotkorb auf unseren Tisch. Und zwar so schnell, daß wir schon an einen Gedankenleser glaubten. Dann passierte erstmal nichts mehr. Es dauerte einige Minuten, bis er den Brotkorb ebenso wortlos wieder von unserem Tisch nahm, leider aber keine Speisekarte bei uns zurückließ. Wir warteten – das können wir mittlerweile echt gut.

Der Kellner erwies sich danach leider generell als wortkarg und gehetzt. Immerhin gab es dann doch irgendwann Speisekarten, die uns vor das übliche Problem stellten: Was soll denn jetzt gegessen werden? Bei immerhin fast dreißig Frühstücken mit und ohne Ei fiel die Entscheidung nicht eben leicht.

Aber in heldenhaftem Entscheidungswahn wurde auch diese Hürde gemeistert. 46halbe hatte das Frühstück California gewählt, Jeck nach langem Hin und Her das Kleine 100-Wasser-Frühstück. Die Getränke ließen dann erstmal eine Weile auf sich warten. Doch was ist eine Viertelstunde, wenn man sich viel zu erzählen hat? Und schon nach vierzig Minuten, die uns endlich ausgedehnt Gelegenheit gaben, uns mal wieder so richtig ausführlich auszusprechen, – wann hat man dazu heutzutage schon noch Gelegenheit? – kam das Frühstück.

Und sah irgendwie komisch aus. Lag wahrscheinlich an den Glastellern, darauf sahen die Zutaten irgendwie, ähm, abstrakt aus.

California 7,80 (Milchkaffee und frischgepreßter Orangensaft dabei)

Serviert werden sollten beim California zwei vegetarische Pasten, von denen leider nur eine auf dem Teller zu finden war. Es sei denn, man zählt die leckere Konfitüre als vegetarische Paste mit. Die stand nämlich nicht auf der Karte. Ansonsten war aber alles dabei: als Tsatsiki getarnter Kräuterquark, Avocadocreme, Erdnußbutter (!), etwas Obst und ein Spiegelei, das Jeck abgegriffen hat. Dazu war der Milchkaffee und der frischgepreßte Orangensaft im Preis inbegriffen. Die Brotscheiben und die Brötchen waren frisch und wohlschmeckend.

Kleines 100-Wasser-Mix 7,50, Milchkaffee war dabei

Der Kleine 100-Wasser-Mix war okay, wirkte aber so, als hätte jemand einfach drei Scheiben von jedem Zeug auf den Teller gelegt. Und es gab zu wenig Butter. Mit anderen Worten: ein Frühstück, daß man auch zuhause schnell hinbekommt. Aber da kann man wenigstens ordentlich Butter auf die Brote schmieren und muß keine Dreiviertelstunde warten.

Hingehen sollten alle, die viel Zeit zum Quatschen brauchen und leicht genervte Kellner aushalten oder wirklich früh am Morgen im Friedrichshain auf der Suche nach einem käuflichen Frühstück sind. Der Brunch soll übrigens wirklich gut sein. Wir werden bei Gelegenheit nochmal am Wochenende vorbeischauen und das nachprüfen.

100Wasser
Krossener Str. 14, 10245 Berlin
Telefon: 030 / 29 00 13 56

  1. Diesmal die Klassiker-Frühstücksrunde: Jeck und 46halbe. []

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Filed under À la carte, Friedrichshain

Nola’s am Weinberg

Die Schweizer sind bekannt für ihr etwas langsameres Herangehen an die Dinge des Lebens. Das Nola’s in der Nähe der Veteranenstraße zeigt sich, ausweislich der Speisekarte, als Berliner Refugium schweizerischer Lebensart und Küche. Entsprechend dauerte es eine Viertelstunde, ehe ich mein bestelltes koffeinhaltiges Heißgetränk bekommen habe.

Die Wartezeit hat mich aber in keiner Weise bekümmert, denn das Nola’s am Weinberg ist einmalig günstig gelegen. Von der großen Terrasse blickt man auf einen Seerosenteich, der ehedem ein Goldfischteich gewesen ist. Obwohl es sich zentral in Berlin-Mitte befindet, bietet der Weinbergpark die Illusion des Mitten-im-Grünen-Sitzens. Man hört nicht mal mehr viel vom Verkehr auf der Brunnenstraße, gedämpfte Stadtatmosphäre also.

Als dann mein Frühstücksgast eintraf1, dem ich übrigens den Tip für das Nola’s verdanke, wechselten wir2 auf der riesigen Terrasse zu einem schattigeren Tisch, denn es drohte ein veritabler Sonnenbrand. Dann wurde die nicht eben lange Frühstückskarte inspiziert. Ich habe das “Gmischte Frühstück” gewählt.

Gmischtes Frühstück  

Gmischtes Frühstück: 6,50 €

Es war eine gute Wahl, schon weil keine einzige Tomate als Deko auf dem Teller lag. Yeah! Der Quark mit Paprika und Kräutern konnte uneingeschränkt überzeugen, aber so richtig großartig war die Erbeermarmelade. Köstlich! Dazu gab es verschiedene Brotsorten und Brötchen, Wurst, Käse, etwas Obst. Alles frisch oder zumindest eben erst aus der Packung genommen.

Die Kellner blieben weiterhin zwar freundlich, aber ausgesprochen lahm. Nur das interessante Bestell-Eingabe-Gadget, das an ihnen befestigt war, erregte unsere Aufmerksamkeit. Wir hielten es zunächst für irgendein DECT-Dingens, spätere Recherche ergab aber, daß eine Firma aus Österreich die Geräte fabriziert und RF-Technologie mit SMS-Integration verwendet wird.3

Amerikanisches Frühstück  

Amerikanisches Frühstück: 8,50 €

Ach ja, mal Gadgets beiseite, erdgeist hatte das Amerikanische Frühstück geordert. Er war lange nicht so begeistert wie ich. Das lieblose Rührei war offenbar nichts besonderes, ohne nennenswerte Gewürze oder Kräuter. Der Bagel war lapprig und mit zuviel Quark bestrichen. Auch die Pancakes haben ihn nicht froh gemacht, und die Obstelemente waren zu rar. Alles in allem konnte die Leistung nicht mit dem Preis mithalten, wie mir erdgeist versicherte.

Wir waren übrigens nicht die einzigen hungrigen Gäste. Um uns herum rotteten sich unablässig Spatzen zusammen, die schon mal bis auf den Tisch flogen. Die Wespen hat mein heldenhafter Begleiter hingegen todesmutig abgewehrt. Bei der Menge an Spatzen war das eher aussichtslos.

Umsonstspatzen  

Spatzen: kostenlos

Wer also im Grünen auf einer großen Terrasse sitzen möchte, den ehemaligen, 1740 aufgrund des strengen Winters liquidierten Weinberg begucken und genießen will, dabei keine Insektenallergie hat und vielleicht ein paar Dealer im Park beobachten möchte, ist im Nola’s richtig.

Nola’s am Weinberg, Veteranenstraße 9, 10119 Berlin
Telefon: 030 / 440 40 766
www.nola.de

  1. Ich war mal wieder überpünktlich. Jaha, Herr Pixelbrei, auch wenn es Ihnen unrealistisch erscheinen mag. []
  2. Die Frühstücke haben 46halbe und erdgeist bewertet. []
  3. Wir bleiben dran! []

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Filed under À la carte, Mitte

Entwederoder

Wenn es schon vormittags so richtig warm ist in Berlin, möchte man zum Frühstück gern unter schattigen Bäumen sitzen. Natürlich bietet unsere Hauptstadt auch hier Gelegenheiten. Das Entwederoder in der Oderberger Str. bietet die kühle Luft unter Bäumen und dazu eine angenehm kuschlige Atmosphäre.

Kaum daß wir1 uns draußen an einen der Tische mit den spartanischen Holzbänken gesetzt hatten, wurde ich auf das Frühstücks-Mörderfeature hingewiesen: das “Oderberger Spezial” für 11,90 Euro. Das würde für mindestens drei Menschen ausreichen, sofern die Personen nicht komplett ausgehungert seien. Leider waren wir nur zu zweit und zudem grade nicht übermäßig hungrig. Ich möchte die Empfehlung aber dennoch gern weitergeben.

Auch das komplette Gegenteil als Frühstücksauswahl hat die Karte zu bieten. Wer die Fesseln der Normalsterblichen schon abgelegt hat, sich morgens so richtig elend fühlt und diesen Zustand beibehalten möchte, der kann sich das “Italienische Frühstück” für zwei Euro ordern. Man bekommt einen Espresso mit Wasser und einer Zigarette. Naja, wir entschieden uns beide unterdessen doch lieber für je ein “Gemischtes Frühstück”.

Gemischtes Frühstück   

Gemischtes Frühstück: 6,60 €

Man bekommt was draufsteht: gemischte Käse- und Wurstsorten mit etwas Obst. Dazu Kräuterquark, ohne den ein Frühstückslokal eigentlich meistens schon verloren hat. Für umgerechnet 13 Mark steht ein reichliches, nett arrangiertes, vielleicht etwas gewöhnliches Frühstück auf dem Tisch. Ach damn, ich wollte endlich aufhören mit der Mark-Umrechnung..

Ich vermute, ich habe hier schon mehrfach erwähnt, daß ich keine Tomaten mag. Da ich im Laufe der Jahre verschiedene Strategien getestet habe, die alle das Ziel verfolgen, die Tomatendeko auf meinem Teller loszuwerden, versuchte ich diesmal die meist erfolgreiche Taktik der direkten Ansprache. Dem sehr bemühten, auf eine ausgesprochen sympathische Weise verpeilten Kellner2 erklärte ich also geradeheraus, daß ich keinerlei Tomaten möchte.

Tomatenhaufen   

Obligatorischer Tomatenhaufen: gratis dabei

Auf dem Weg von meiner Bestellung zur Küche muß eine Art Reality Distortion Field aufgepoppt sein, denn ich erhielt einen extragroßen Tomatenhaufen. Entsprechend hatte erdgeist nun ein Tomatenfrühstück, denn ich konnte ihn zum Tausch überreden.

Während der erste von später weiteren Akkordeonspielern aufspielte und wir unsere Frühstücke verzehrten, unterhielten wir uns über die ein wenig punkige Einrichtung des Lokals inmitten der versnobbenden Stadtteilverottung und stellten uns vor, wie beispielsweise Element of Crime hier sitzen und über den Sinn des Lebens diskutieren würden.

Wer also an einem warmen Sommertag ein schattiges Lokal sucht, das Erdnußbutter serviert, dabei ein ordentliches Preis-Leistung-Verhältnis hat und wer nichts gegen Akkordeonspieler mit Sammelbüchsen hat, ist im Entwederoder richtig.

Entwederoder, Oderberger Straße 15, 10435 Berlin
Telefon: 030 / 44 81 382

  1. Die Frühstücke haben 46halbe und erdgeist verzehrt. []
  2. Auf der Rechnung stand: “Es bediente Sie: Morgensonne”. harhar []

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Filed under À la carte, Netz: Gratis, Prenzlauer Berg